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Wird heuer ohne Weltcup-Rennen bleiben: Beat Feuz.

Foto: AP/ Keystone, Jean-Christophe Bott

Lake Louise - Im Jahr eins nach Didier Cuche hat das Schweizer Herrenskiteam harte Zeiten vor sich. Mit dem Routinier verlor Österreichs Erzrivale das Zugpferd einer Truppe, in der Asse wie Daniel Albrecht, Carlo Janka und nun auch Beat Feuz mit großen Problemen kämpfen. Feuz muss offenbar schwer dafür bezahlen, dass er vergangene Saison trotz seiner Knieprobleme bis zum Schluss mit Marcel Hirscher um den Gesamtsieg gekämpft hat.

Wie befürchtet muss Feuz nämlich die gesamte Saison 2012/2013 pausieren. Der Schweizer befindet sich derzeit wegen seines linken Knies in ärztlicher Behandlung in einem Berner Krankenhaus, wie Swiss Ski am Mittwoch bekannt gab. Sein Zustand habe sich mittlerweile stabilisiert, die Rückkehr auf die Rennpiste schließe Feuz für diese Saison jedoch aus, hieß es in der Aussendung. Die Ursache der Entzündung sei weiterhin nicht eindeutig erklärbar.

"Am vergangenen Wochenende hat sich die Situation ein weiteres Mal verschlechtert und eine Verlegung ins Inselspital Bern wurde unumgänglich", teilte Swiss Ski mit. Spezialisten aus den Bereichen Orthopädie, Hämatologie, Infektiologie, Gefäßchirurgie und Radiologie stellten steigende Entzündungswerte im Knie und kleine Blutungen in der Gelenkkapsel fest. Diese Micro-Aneurysmen wurden mit einem Katheter von der Leiste aus mittels Mikrospiralen verschlossen.

Dieses Knie hatte Feuz vergangenen Winter ab Moskau arge Probleme bereitet. Der Saison-Aufsteiger kämpfte wegen der Kugel-Chance aber unter Schmerzmitteln weiter und verschob die Operation auf das Frühjahr.

Mit Trainingsbestzeiten ins Krankenhaus

Auch ein weiterer Sturz beim Sommertraining in Chile warf Feuz beim Comeback nicht aus der Spur, vielmehr fuhr er im Herbst mit seinen neuen Head-Latten schon wieder Trainings-Bestzeiten. Sölden ließ er dennoch aus, sein Knie bekam Fischöl-Injektionen und plötzlich fand sich der "Kugelblitz" im Krankenhaus wieder. Vier Knie-Spülungen unter Vollnarkose folgten, sogar eine Blutinfusion wurde angeblich notwendig. Wann der mit der österreichischen Ex-Rennläuferin Kathrin Triendl liierte Feuz wieder gesund sein wird, steht in den Sternen.

"Er hat sich viel kaputt gemacht, weil er die Saison mit Schmerzmitteln fertig gefahren ist", zeigte sich Feuz-Trainer Sepp Brunner im Rückblick kritisch.

Feuz ist nur der aktuellste Fall einer einzigartigen Negativ-Serie. Marc Gini, Marc Berthod, Albrecht, Janka und jetzt auch Feuz: sie alle fuhren nicht nur vielversprechend sondern zum Teil auch höchst erfolgreich, ehe sie allesamt wieder zurückgeworfen wurden.

"Wir werden keine einfache Saison haben", ist Brunner bewusst. "Cuche hat in den vergangenen Jahren viel abgedeckt. Viele unserer Fahrer kommen von Verletzungen zurück und Janka ist noch nicht dort, wo er schon mal war. Wir müssen damit leben, dass wir für den Gesamtweltcup derzeit eher nicht aufgestellt sind", fürchtet der Steirer.

Albrecht "braucht offenbar ein Wunder"

Während Weltmeister (2009), Olympiasieger (2010) und Weltcup-Gesamtsieger (2010) Janka nach einer Herzoperation, Virus- und Rückenproblemen nun wenigstens seine aktuellen Abstimmungsprobleme mit den neuen Skiern im Griff hat, plagen Albrecht zudem ganz andere Sorgen. Der einstige Shooting-Star hat seit dem Kitzbühel-Crash im Jänner 2010 und wochenlangem Koma nie wieder in die Spur gefunden. Seit dem Comeback im Dezember 2010 hat der mittlerweile 29-Jährige in 13 Weltcup-Rennen nur drei Mal (21., 29., 30.) überhaupt gepunktet.

"Es geht einfach nichts vorwärts bei ihm", litt Brunner mit seinem Schützling. "Er merkt selbst, dass es schwierig wird wieder dorthin zu finden, wo er vor dem Unfall war". Albrechts nächster Versuch erfolgt beim Riesentorlauf in Beaver Creek.

Verbunden damit ist die Hoffnung, dass es nicht einer seiner letzten Auftritte sein möge. "Ich kenne keinen Spitzenathleten, der mit so einer Verletzung ganz nach oben zurückgekehrt ist", fürchtet Brunner aber. "Wichtig ist, dass er nach diesem dramatischen Unfall wieder gesund ist. Für ganz oben braucht es aber offenbar ein Wunder."

Damit baut Swiss-Ski im Jahr eins nach Cuche gezwungener Maßen mit Didier Defago erneut auf einen Routinier. Der bereits 35-jährige Abfahrts-Olympiasieger bewies mit Platz fünf beim Saisonstart in Sölden, welch Potenzial noch immer in ihm steckt. Zwar hat Defago nach dem Olympiatriumph ebenfalls eine ganze Saison wegen eines Kreuzbandrisses verpasst, die auffallend vielen Verletzungs- und Gesundheitsprobleme im Team machen ihn aber zumindest derzeit zur Nummer eins der Eidgenossen. (APA, 21.11.2012)