Bild nicht mehr verfügbar.

Deutsch in der Pause fördert die Integration, sagt die FPÖ.

Foto: APA/Schlager

Antrag "Deutsch als Pausensprache"

Foto:

Geht es nach der FPÖ soll in Wiener Schulen in der Pause nur noch Deutsch gesprochen werden. Am Dienstag brachte FPÖ-Gemeinderat Dominik Nepp einen entsprechenden Antrag auf Deutsch als Pausensprache ein. Seine Begründung: "In einigen Schulen Deutschlands (...) wird bereits mit Erfolg in den Pausen Deutsch gesprochen. Sprachbarrieren werden so langsam durchbrochen und das Erlernen unserer Sprache für ausländische Kinder durch permanente Übung und Konfrontation erleichtert."

Nepp ist der Meinung, Kindern mit Migrationshintergrund so helfen zu können: "Sie kommunizieren zuhause fast ausschließlich in ihrer Muttersprache und auch in der Schule unterhalten sie sich zumeist auf Türkisch, Kroatisch, Polnisch und dergleichen."

"Wichtigster Schritt zur Integration"

Nepp sagt zu derStandard.at: "Spracherwerb ist der wichtigste Schritt zur Integration." Außerdem sei es nicht gemeinschaftsfördernd, wenn in vielen verschiedenen Sprachen gesprochen wird.

ÖVP dafür

Die ÖVP stimmte dem Antrag zu, SPÖ und Grüne lehnten ihn ab. Die ÖVP rechtfertigt sich mit der Schulautonomie, die dadurch gestärkt wird. Im Antrag steht, dass Deutsch als Pausensprache durch Vereinbarung zwischen Eltern und Lehrern verordnet werden können soll. Die Wiener ÖVP-Bildungssprecherin Isabella Leeb sagt im Gespräch mit derStandard.at: "Wenn sich die Eltern dafür einsetzen, dann muss dem stattgegeben werden."

"Keine Zwangsmaßnahme"

Es handle sich um keine Zwangsmaßnahme, der Schulstandort solle Entscheidungsfreiheit haben. Eltern und Lehrer würden am besten wissen, welche Maßnahmen gut für die Kinder sind, sagt Leeb.

Die FPÖ bringt den Antrag seit 2008 regelmäßig alle paar Monate ein. Bisher konnte sich die Partei nicht gegen die rot-grüne Mehrheit durchsetzen. Die ÖVP stimmt jedes Mal zu. Leeb dazu: "Natürlich, wir haben eine Haltung."

Hilflosigkeit

Die Wiener Sprachwissenschaftlerin Katharina Brizic bezeichnet die Forderung nach Deutsch als Pausensprache als "Akt der Hilflosigkeit". Viele Lehrer würden mit bildungspolitischen Fragen alleingelassen. Wenn Kinder mehrere Sprachen sprechen, sei das alles andere als negativ, sagt sie im Gespräch mit derStandard.at. "Man lernt nicht eine Sprache, sondern das Gehirn eignet sich das Wissen an, Sprachen an sich zu lernen."

Auch dem Argument, dass das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird, wenn alle deutsch sprechen, erteilt sie eine Absage: "Unter Kindern ist es kein Problem, wenn mehrere Sprachen gesprochen werden." (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 21.11.2012)