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Auswahl: Langsam wird es unübersichtlich für die Käufer.

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Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich heuer unter dem Weihnachtsbaum vieler Menschen ein flacher, rechteckiger Computer mit Touchscreen finden wird. Die erst vor wenigen Jahren in der Masse angekommene Geräteklasse erobert die mobile Welt und daher stellt sich besonders während des laufenden Weihnachtsgeschäft die Frage "Welches Tablet hätten's denn gern?"

Androids Aufholjagd

Dabei war die Auswahl für die Kunden knapp zwei Jahre lang relativ einfach. Das iPad dominierte das Segment, die Android-Konkurrenz konnte nicht wirklich aufschließen. Auch weil das Betriebssystem erst mit der unbedeutend gebliebenen dritten Generation "Honeycomb" ein passendes Interface für die Geräte entwickelt hatte.

Ohne allerdings den Sourcecode je komplett zu veröffentlichen. Ein großer Bestandteil des Codes findet sich jedoch im Nachfolger, Android 4.0 "Ice-cream Sandwich". Das Ökosystem hatte und hat jedoch noch Aufholbedarf zur Konkurrenz von Apples iTunes

Doch auch die lange von Android quasi im Alleingang besiedelte Sparte der Sieben-Zoll-Tablets wollte vorerst nicht richtig abheben. Selbst als mit dem Amazon Kindle Fire, der mit einer stark angepassten Version von Android 2.3 läuft, das erste Gerät auf den US-Markt kam, das sich laut Hersteller 22 Prozent des Anteils am US-weiten Tabletumsatz sichern konnte, profitierte die Branche vermutlich mehr vom allgemeinen Tablet-Trend als von dem Zugpferd.

Mehr gute Auswahl

Die Anzahl der umgesetzten Geräte stieg zwar rasant an, der große Erfolg blieb für viele Hersteller und ihre zahlreichen Devices für sich betrachtet aber aus. Mittlerweile steht der Nachfolger des Fire in den Läden, mit dem Nexus 7 und Nexus 10 hat Google über Kooperation mit Asus und Samsung zwei preiswerte Highendgeräte in die Schlacht geschickt - und zumindest Ersteres fand reißenden Absatz.

Wenngleich diese Geräte durchaus verlockend sein dürften, ist die Auswahl in Onlinestores und bei Retailern immer noch riesig. Hinzu kommt, dass Apple trotz ursprünglich anderslautender Pläne mit dem iPad Mini jetzt auch im Segment der "kleinen" Tablets mitmischt. Generell sind mittlerweile mehr Tablets erhältlich, die für ihren Preis einen guten Gegenwert liefern.

Experten, so schreibt die New York Times, sagen, dass der Markt für Konsumenten bald ähnlich unüberschaubar ist, wie jener für traditionelle Computer. So meint Rotman Epps, Trendforscher von Forrester Research, dass die Kunden "diese Weihnachtssaison nicht nur mehr, sondern auch richtig gute Optionen haben." Wo sich einst mäßige iPad-Nachahmer tummelten, finden sich nun einige Pads, die auch hohen Ansprüchen Genüge tun.

Apples Dominanz bröckelt

Der Marktführer aus Cupertino hat den Markt lange dominiert, muss sich aber auf zunehmend stärker werdende Konkurrenz einlassen. "Apple hat eine Menge Platz gelassen, in dem Rivalen erwachsen konnten", meint dazu der Analyst Tero Kuittinen. Die hohen Preise könnten, trotz treuer Gefolgschaft, eine Ursache für den Verlust des Platzes an der Sonne werden, wie es auch bei Smartphones geschehen ist.

Dort ist mittlerweile Samsung der größte Hersteller, auch weil Android die Herstellung von Geräten unterschiedlicher Leistungs- und Preisklassen - vom 100-Euro-Einsteigergerät bis zum um ein Vielfaches kostenden Highend-Device - enorm einfach macht.

Laut IDC liegt das iPad bei rund 50 Prozent Marktanteil und hat damit zehn Prozent in einem Jahr eingebüßt. Der zweitgrößte Teil des Kuchens gehört Samsung mit 18 Prozent, Amazon und Asus halten neun bzw. 8,6 Prozent. Das Nexus 7 verkauft sich mittlerweile beinahe eine Million Mal im Monat.

Bei der Nutzung als Gerät für den Konsum von Webinhalten hat Android aber noch aufzuholen. Laut einer Studie von Onswipe stammt der von Tablets erzeugte Webtraffic zu 98 Prozent von iPads.

Gegenmaßnahmen

Der Unübersichtlichkeit ist man sich offenbar bei Google bewusst. Daher empfiehlt Googles Vizepräsident für mobile Technikentwicklung, sich einfach auf Empfehlungen von Freunden oder Familienmitgliedern zu verlassen. Bei der Preissuchmaschine BuyVia will man das Problem angehen, in dem man den Shoppern die Eigenschaften der Tablets in möglichst einfacher Sprache erklärt.

Denn selbst unter den iPads stehen dank verschiedener Modelle und Konfigurationen letztlich 14 Optionen zur Wahl. Mit Windows 8 und Windows RT greift - beginnend mit dem Surface - ein weiterer Player ein. Der das Angebot weiter vergrößert.

"Wir verlieben uns in das, was hinter dem Glas ist"

Die Entscheidung der Nutzer ist letztlich nicht nur eine für das Gerät, sondern auch eine für ein Ökosystem, was die Entscheidungsfindung nicht einfacher macht. "Wir haben uns zuerst in das Display verliebt", meint Mark Curtis, Chief Client Officer bei der Mobile Design-Firma Fjord. "Jetzt verlieben wir uns in das, was hinter dem Glas ist." (gpi derStandard.at, 20.11.2012)