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In der anglikanischen Kirche von Australien gibt es seit 2008 Bischöfinnen. Kay Goldsmith war die Erste.

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Justin Welby, ein Befürworter der Öffnung.

Foto: Foto:Matt Dunham/AP/dapd

Der Dienstag hätte für die anglikanische Kirche richtungsweisend sein sollen: Die Generalsynode der Kirche von England stimmte darüber ab, ob Frauen zu Bischöfinnen geweiht werden können. Der designierte neue Erzbischof Justin Welby hatte seine Autorität in die Waagschale geworfen und sich vor dem Kirchenparlament deutlich dafür ausgesprochen. Die Bischöfinnen-Frage war ein zentraler Punkt, der die Zerrissenheit in der Kirche von England zeigt.

Das Ergebnis fiel auch knapp aus: Der Antrag erreichte die nötige Zweidrittelmehrheit in allen drei Kammern des Kirchenparlaments fast. "Die Bischöfe waren mit überwältigender Mehrheit dafür, die Geistlichen waren mit großer Mehrheit dafür", sagte Graham Jones, Bischof von Norwich, nach der Abstimmung, "was fehlte, waren ein paar Stimmen der Laien."

Unter ihnen finden sich die Gegner auf den oppositionellen Flügeln der Kirche: hier die Evangelikalen, dort die Anglokatholiken, die aber beide zusammen vehement gegen das weibliche Episkopat streiten. Traditionalisten drohen mit einem Übertritt zur katholischen Kirche.

Dabei wäre der Kompromiss eigentlich eine anglikanische Spezialität. Denn die Kirche von England ist eine sehr weite Gemeinschaft. Gegründet im 16. Jahrhundert, als sich Heinrich VIII. von Rom löste, haben sich unter dem Dach der somit etablierten Staatskirche sowohl katholische wie evangelische Gläubige, strenggläubige Puritaner wie liberale Reformatoren versammelt.

Ein "fauler Kompromiss"

Die große Spanne in theologischen Fragen zwischen dem anglokatholischen, dem liberalen und dem evangelikalen Flügel haben in der Vergangenheit ein ums andere Mal den ausgleichenden Kompromiss erzwungen. Und der hätte dieses Mal so aussehen sollen: Traditionalistische Gemeinden, die zur Diözese einer Bischöfin gehören, können einen männlichen Bischof von auswärts heranziehen. Allerdings soll die Bischöfin in dieser Pfarrei weiterhin vollauf handlungs- und weisungsberechtigt sein. Glücklich machte diese Idee aber auch die Befürworter der "Frauenbischöfe" nicht, das sei ein "fauler Kompromiss".

Umfragen gehen davon aus, dass rund 80 Prozent der Gläubigen keine Einwände gegen eine Frau als Kirchenführerin haben. Die Tageszeitung Times warnte die Synode davor, einen "historischen Fehler" zu machen: "ein sicherer Weg, die Rolle der Kirche im nationalen Leben herabzusetzen". Es sei den Briten nicht begreiflich zu machen, dass Frauen, die in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens eine selbstverständliche Gleichberechtigung erreicht haben, bei der spirituellen Führung übergangen werden sollen.

Rowan Williams, jetziger Erzbischof von Canterbury, hält die Reform für überfällig und unterstützt sie mit der Kampagne "Genug gewartet". (Jochen Wittman, DER STANDARD, 21.11.2012)