Favoriten, du raues Pflaster für Mensch und Tier: In den letzten Tagen wurden in der Gegend der Bernadottegasse mehrere tote Tauben gefunden. Wer ist der "irre Gift-Killer" (Österreich): ein Taubenhasser? Ein Georg-Kreisler-Fan? Mitnichten. Sachdienliche Hinweise gibt ein neues Programm von Bela Koreny, Wolf Bachofer und Timna Brauer. Es heißt Der g' schupfte Ferdl geht Tauben vergiften im Park.

Zum 90. Geburtstag der beiden Legenden des Musikkabaretts, Gerhard Bronner und Georg Kreisler, hat Klaviermann Koreny die zwei zwangswiedervereint. Aber: So spinnefeind, wie sie sich zuweilen öffentlich gegeben hätten, seien sie gar nicht gewesen, meinte Koreny zu Beginn einer ersten Aufführungsserie beschwichtigend im Ottakringer Bockskeller.

Wolf Bachhofer und Timna Brauer treten den Werkvergleich wechselweise an, das Elfmeterschießen der singenden, klingenden Wuchtln gewinnt das Team Bronner/Bachofer haushoch. Zum einen kommt den Bronner'schen Klassikern - Der g'schupfte Ferdl ... - die konkrete Verankerung in der Wiener Seele zugute; die Nummern des mal in München, mal in Basel, mal in Berlin lebenden Kreisler sind gemütsmäßig unverorteter sowie fallweise überlang.

Bachofer hat zudem den hemdsärmelig-erdigen Blues wie auch den klassischen Wiener gewinnend gut drauf, wohingegen sich Timna Brauer beim Kreisler schwerer tut: Sie müht sich mit reichlich Charme, doch scheint dies nicht das adäquate Mittel zu sein, das ätzende Werk Kreislers zu präsentieren. In toto trotzdem toll. (end, DER STANDARD, 20.11.2012)