Prishtina - Natalije V., die vergangene Woche im Kosovo verhaftet wurde, weil sie verdächtigt wird, Gelder des kosovarischen Innenministeriums, die an die österreichische Staatsdruckerei (OeSD) gehen hätten sollen, widerrechtlich kassiert zu haben, hat um eine Kronzeugenregelung angesucht. Laut der kosovarischen Zeitung Koha Ditore will sie nur unter dieser Bedingung verraten, an wen sie jene 1,4 Mio. Euro überwiesen hat, die die OeSD einfordert. Frau V. soll gegenüber der Staatsanwaltschaft von Schmiergeldern gesprochen haben, die auf verschiedene Bankkonten verteilt wurden. Geldbeträge sollen an die Firma Fimex geflossen sein, die Frau V. mit Fisnik B. führt, der unter Hausarrest steht.

Die OeSD hat im Vorjahr die Ausschreibung des kosovarischen Innenministeriums für die Lieferung biometrischer Reisepässe gewonnen. Laut Koha Ditore hat die OeSD dem Innenministerium für die Pässe Rechnungen über 3,8 Millionen Euro gestellt, davon sollen nur 2,4 Millionen bezahlt worden sein. Der Rest soll an die Firma Consulting EU von Frau V. geflossen sein. Laut dem Standard vorliegenden Dokumenten wurden bis August 2012 3,36 Mio. Euro an die Consulting EU überwiesen, 412.022,58 an die OeSD.

Frau V. wird laut dem Bericht verdächtigt, Rechnungen der OeSD nicht an das Ministerium weitergeleitet zu haben bzw. diese umgeändert zu haben. Laut der OeSD war Frau V. nicht für die OeSD im Kosovo zeichnungsberechtigt, das Innenministerium in Prishtina sieht das anders. Gegen Frau V. lag bereits vor zwei Jahren eine Anzeige der Austrian Development Agency wegen Unterschlagung von Geldern vor. (awö, DER STANDARD, 20.11.2012)