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Auch wenn es noch so klein ist, kann ein Kind eine ganze Familie auf Trab halten. Wollen Väter in den ersten Wochen unterstützen und dabei sein, müssen sie sich in Österreich Urlaub nehmen - außer, sie sind Beamte.

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Paul steht etwas unentschlossen im Wohnzimmer: Soll er zuerst das Spiegelei für seine Freundin Judith braten, die noch nichts gegessen hat, oder vorher lieber die Windeln seiner zwei Wochen alten Tochter wechseln? Es ist ihr erstes Kind, Judith musste genäht werden, hat die Geburt aber gut überstanden. "Trotzdem wäre ich gerade in diesen ersten Tagen ohne Paul aufgeschmissen gewesen. Ans Einkaufen und Kochen war nicht zu denken", erzählt sie.

Bis sich das Leben auf den neuen Rhythmus eingependelt hat, dauert es ein bisschen. Paul hat sich 20 Tage Urlaub genommen, fast der ganze Jahresurlaub ist somit weg. "Es macht doch genau in dieser Zeit Sinn, zu Hause zu sein und zu helfen", ärgert er sich.

Der"Papamonat" (vier Wochen unbezahlter Urlaub während des Mutterschutzes) steht derzeit nur Beamten im öffentlichen Dienst zu. Seit der Einführung vor etwa eineinhalb Jahren haben bisher rund 400 Väter das Angebot angenommen, ganz vorn dabei das Innenministerium mit 131 Vätern und das Verteidigungsministerium mit 81 Papas. Die Zahlen aus dem öffentlichen Dienst belegen, dass gerade diese erste Zeit mit dem Kind "Lust auf mehr macht" - der Väteranteil bei der Karenz liegt hier mit 10,2 Prozent mehr als doppelt so hoch als in der Privatwirtschaft.

Kampagne

Gerade eben lancierte das Frauenministerium die zweite Kampagne mit dem Titel "Echte Männer gehen in Karenz". War es 2010 noch ein Rocker in Lederkluft mit einem nackten Baby am Arm, soll jetzt ein hipper Mittzwanziger im DJ-Outfit animieren, Zeit mit dem eigenen Kind zu verbringen. Manche Männer empfinden es als blanken Hohn, weil ihnen im Unternehmen deutlich gemacht wird: Eine Auszeit als Papa bedeutet auch eine Auszeit auf der Karriereleiter. Stefan, der deshalb anonym bleiben will, nahm gegen alle Widerstände sechs Monate Karenz. Als er zurückkam, wurde er von den männlichen Vorgesetzten so lange gemobbt, bis er freiwillig ging. Es gibt aber auch andere Beispiele: Microsoft etwa bietet bereits von selbst den Papamonat an.

Verpflichtung zu Karenz oder Papamonat lehnt ein Großteil laut einer Studie der Arbeiterkammer ab. "Wir auch", heißt es aus der Wirtschaftskammer, die die Arbeitgeberseite vertritt. Grundsätzlich gebe es genügend Karenzmodelle. Der Zeitpunkt, jetzt einen Papamonat für die Privatwirtschaft zu fordern, wie es Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) vorschwebt, sei in der aktuell wirtschaftlich herausfordernden Lage "nicht richtig", sagt ein Sprecher.

"Die Diskussion über den Papa-Monat ist noch nicht abgeschlossen, aber vor allem aus Klein- und Mittelbetrieben gibt es viele Einwände. In der aktuell schwierigen Wirtschaftslage steht für die Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit im Vordergrund und nicht eine zusätzliche soziale Leistung", sagt Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 20.11.2012)