Franz Jurkowitsch: "Ein Rückzug aus Osteuropa ist für uns kein Thema."

Foto: Warimpex

Beim Real Estate Circle 2012 gab es auch Ausnahmen vom Deutschland-Fokus: Warimpex-Vorstandsvorsitzender Franz Jurkowitsch erzählte Peter Matzanetz vor allem von seinen Osteuropa-Plänen.

STANDARD: Sehen Sie ein Ende des Wachstums durch versiegende Kapitalmärkte?

Jurkowitsch: Nein, über ein Versiegen der Kapitalmärkte müssen wir uns sicher keine Sorgen machen. Generell brauchen neue Finanzierungen mehr Zeit. Sowohl für die Investoren als auch bei der Aufnahme von Fremdkapital gewinnt eine niedrige Fremdfinanzierungsrate zunehmend an Bedeutung. Für Warimpex bedeutet das vor allem ein Diversifizieren von Finanzierungsmöglichkeiten.

STANDARD: Wie groß ist Ihrer Meinung nach die Gefahr einer neuen Krise? Oder stehen uns nun wieder fette Jahre bevor?

Jurkowitsch: Einerseits stellt sich die Frage, ob und wann wieder ein Renditerückgang einsetzen wird oder ob und in welchem Ausmaß es wieder zu einer Immobilienblasenbildung kommt. Von Boom-Jahren wie jenen vor 2008 sind wir jedoch weit entfernt. Das ist nicht nur als Nachteil zu werten, denn ein enormer Aufschwung bringt immer auch das hohe Risiko eines drastischen Einbruchs mit sich.

STANDARD: Ist der Rückzug aus CEE und SEE für Sie eine Option?

Jurkowitsch: Ein Rückzug aus Osteuropa ist für uns kein Thema. Hier sehen wir das größte Potenzial, hier haben wir auch enormes Expertenwissen und Möglichkeiten, unsere Projekte umzusetzen. Ich denke, der Immobilientransaktionsmarkt in CEE dürfte das Schlimmste überstanden haben, sodass Verkäufe zu akzeptablen Preisen wieder möglich und sogar wahrscheinlich sein werden.

STANDARD: Wo sind die aktuellen Hoffnungsmärkte für Sie?

Jurkowitsch: Große Potenziale sehen wir derzeit in Polen, Russland und Deutschland. Russland ist allerdings in sich wieder ein eigener Markt. Da befinden sich unsere aktuellen Projekte in unmittelbarer Nähe zu Flughäfen, die sowohl innerhalb Russlands bedeutend sind, als auch wichtige Transitdrehscheiben mit einem attraktiven Hotel- und Officeangebot darstellen. Hotels reagieren frühzyklisch und damit anders als Büroimmobilien auf Veränderungen am Markt. Konferenzen und Geschäftsreisen können zwar von einem Tag auf den anderen abgesagt werden, andererseits können sie den Markt aber auch wieder rasch beleben. (DER STANDARD, 17./18.11.2012)