Wo die Steuerlast am meisten drückt.

Grafik: Der Standard

Linz - 58 Prozent der österreichischen Wahlberechtigten sehen Stiftungen als zu wenig besteuert an, 51 Prozent wollen Gewinne von Aktiengesellschaften höher besteuern, und jeder Zweite will eine Besteuerung von Finanztransaktionen - wobei allerdings 26 Prozent meinen, dass diese ohnehin zu hoch besteuert seien, was bisher gar nicht der Fall ist.

Das ergibt eine repräsentative Untersuchung des Linzer Market-Instituts im Auftrag des STANDARD.

"Die Umfrage, die wir nun schon zum dritten Mal durchgeführt haben, zeigt recht stabile Ergebnisse - und sie zeigt auch, dass das Wirtschaftswissen der Österreicherinnen und Österreicher auf einem sehr niedrigen Niveau bleibt. Je mehr etwa eine Finanztransaktionssteuer diskutiert wird, desto mehr glauben die Leute, dass da der Staat schon bisher mitkassiert", sagt Market-Chef Werner Beutelmeyer. Es sind vor allem junge, wenig gebildete Befragte und Anhänger der FPÖ, die weniger Besteuerung von Finanztransaktionen fordern.

Die größte Ablehnung trifft allerdings die Besteuerung von Arbeitseinkommen: 74 Prozent sehen diese als zu hoch besteuert an - zehn Prozentpunkte mehr als im Frühjahr 2010.

Grüne gegen Umweltsteuern

Seit einem Vierteljahrhundert wird diskutiert, Arbeitseinkommen zu entlasten und dafür Ressourcenverbrauch, etwa Mineralöl, aber auch Luftverschmutzung durch CO2 und Abwasser stärker zu besteuern. Aber die Grafik zeigt: Diese Steuern sind kaum populärer. Nur 19 Prozent können sich allgemein für höhere Umweltsteuern erwärmen, 23 Prozent für eine höhere CO2-Besteuerung und nur acht Prozent für eine höhere Mineralölsteuer.

Selbst unter erklärten Grün-Wählern gibt es eine Mehrheit, die Kraftfahrzeuge, Mineralöl und allgemein Energie für zu hoch besteuert hält.

Dafür sind bei Grünen und SPÖ-Wählern die Rufe nach höheren Steuern auf Wertpapiere, Stiftungsvermögen und für die Banken besonders deutlich. " Der starke Wunsch, Vermögen zu besteuern, endet aber dort, wo man selber betroffen sein könnte", liest Beutelmeyer aus den Daten: "Weder eine höhere Besteuerung von Grund und Boden noch eine Erbschaftssteuer ist mehrheitsfähig - auch nicht in den Wählerschaften jener Parteien, die das im Programm haben."

Dazu liefert die Umfrage eine weitere Erklärung. Auf die Frage "Glauben Sie, dass eine Steuerreform, wenn sie überhaupt kommt, Ihnen und Ihrer Familie spürbare Vorteile bringen wird?" antworten nur 14 Prozent mit Ja, 63 Prozent erwarten keine Vorteile. "Mit einer Steuerreform-Ansage wird man sich im Wahlkampf wohl schwertun", meint Beutelmeyer. Es wird nämlich ausnahmslos allen Parteien unterstellt, dass sie für Steuererhöhungen stehen.

Am besten steht noch das Team Stronach da, von dem 32 Prozent eine Steuersenkung und nur 36 Prozent Erhöhungen erwarten - das hat aber damit zu tun, dass 31 Prozent die neue Partei in diesem Punkt gar nicht einzuschätzen wissen. Anders ist das bei den etablierten Parteien: Die ÖVP, die seit Jahren den Finanzminister stellt, wird von 61 Prozent als Steuererhöhungspartei gesehen, nur 23 Prozent trauen ihr Entlastungen zu. Die Grünen folgen mit 51 Prozent Erhöhung und 24 Entlastung, die SPÖ mit 48 Be- und 32 Entlastung, das BZÖ mit 41 zu 25, und der FPÖ trauen ebenfalls 41 Prozent Steuererhöhungen und nur 34 Senkungen zu. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 19.11.2012)