Mindestens 16 Flüchtlinge wurden aus dem Lager Traiskirchen nach St. Andrä im Lavanttal transferiert. Die Einrichtung befindet sich in einer kleinen Ortschaft auf der Saualm. Wohl für die Tourismuswerbung trägt sie den Beinamen "Almdorf". Für Flüchtlinge ist die zwangsweise Unterbringung in solch abgelegenen Regionen kein idyllisches Erlebnis. Denn "ohne Geld, ohne Mobilität, abhängig von Grundversorgung, ohne Anbindung zur lokalen Bevölkerung an einem solchen Ort wohnen zu müssen, bedeutet quälende Isolation" schildert Roman Dietinger von der Initiative "Familien und FreundInnen gegen Abschiebung".

Schlechte Infrastruktur

Vieles, was Flüchtlinge benötigten wie Kontakte zu Landsleuten und UnterstützerInnen, Beratungs- und Therapieangebote, Rechtsbeistand, adäquater Zugang zu Bildungs- und Deutschkursanbietern, Jobs usw. stünden in einer Kleinstadt oder einem Dorf nicht zur Verfügung. Dies wären die Hintergründe vor dem sich der Hungerstreik auf der Saualm abspielen würde.

Überbelegung in Traiskirchen

Für die Unterbringung der Flüchtlinge in den Bundesländern seien diese selbst zuständig, betont ein Sprecher des Innenministeriums. Über die Situation im Lager Traiskirchen sei man im Ministerium nicht glücklich. Es handle sich um eine Erstaufnahmestelle. Alle zum Asylverfahren zugelassenen Flüchtlinge müssten gemäß den Quoten von den Bundesländern übernommen werden. Da dies nicht wie vorgesehen geschieht, käme es, um Obdachlosigkeit von Flüchtlingen zu vermeiden, zu einer Überbelegung des Lagers.

Der zähe Konflikt zwischen Innenministerium und LandespolitikerInnen wird auf dem Rücken der Flüchtlinge austragen, meint Roman Dietinger: "Wer in der ganzen Debatte überhaupt nicht gefragt wird, sind diejenigen, um die es eigentlich geht - nämlich die Flüchtlinge selbst. Ob von Frau Mikl-Leitner oder von Herrn Pröll - über die Flüchtlinge wird geredet wie über einen zu verwaltenden Notstand, den man loswerden will. Dass Politik und Verwaltung als Antworten auf die Situation in Traiskirchen nur menschenunwürdige Scheinlösungen, wie Zelte und Container, oder Zwangsverschickung über das Bundesgebiet zu bieten haben, ohne jemals die Flüchtlinge zu fragen, wo und wie sie selbst leben wollen, wirft ein beschämendes Licht auf die österreichische Asyl- und Migrationspolitik. Das Recht auf ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben muss für Flüchtlinge genauso gelten, wie für alle anderen." (red, derStandard.at, 17.11.2012)