Während man in Zagreb feiert, ist man in Belgrad entrüstet. Der Freispruch für Gotovina und Markac sei Beweis dafür, dass das UN-Tribunal "kein Gerichtshof ist, sondern vorgegebene politische Aufgaben erfüllt", sagte Serbiens Premier Ivica Dacic am Freitag.

"Selektive Gerechtigkeit ist schlimmer als Ungerechtigkeit", wetterte auch Rasim Ljajic, der Vorsitzende des serbischen Rates für die Zusammenarbeit mit dem UN-Tribunal. Das Urteil werde der Wahrnehmung des Tribunals in Serbien schaden. In ähnlichem Ton sprachen alle serbischen Politiker, NGOs und Bürgerorganisationen. Die regierende Serbische Fortschrittspartei (SNS) zeigte sich enttäuscht wegen der "Missachtung serbischer Opfer der Militäraktion Oluja, des größten Verbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg".

Aus serbischer Sicht haben Gotovina und Markac eine Militäraktion befehligt, die die ethnische Säuberung der von Serben bewohnten Gebiete in Kroatien zum Ziel hatte. Laut serbischen Angaben wurden dabei 1205 serbische Zivilisten, darunter 522 Frauen und zwölf Kinder, getötet und 220.000 Serben vertrieben. Die meisten konnten bisher nicht in ihre Heimat zurückkehren. (Andrej Ivanji aus Belgrad /DER STANDARD, 17.11.2012)