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Wien - Baumax hat in der Finanzwelt stark an Vertrauen eingebüßt. Die Baumarktkette hat über Jahre mit rasanter Expansion in Osteu- ropa aufhorchen lassen, bis diese 2011 in hohen Verlusten endete. Die Eigentümerfamilie Essl signalisierte nach außen hin, den Hebel umgelegt und wieder alles im Griff zu haben. Intern jedoch sollen zusehends die Nerven blank liegen.

Es geht um anhaltend erhebliche Probleme im Osten, die einen weiteren Kapitalzuschuss der Familie bedingen. Die Banken fordern ein externes Gutachten über das Unternehmen. Baumax-Gründer und Kunstsammler Karlheiz Essl, der die Führung einst seinem Sohn Martin übergab, hat, wie aus dem Konzern zu hören ist, wieder das Sagen. Operativ an der Front steht vor allem der heuer geholte Handelsexperte Michael Hürter.

Große Kreditversicherer zeigen sich bereit, Baumax weiterhin zu unterstützen. Aber nur unter der Bedingung, dass dabei alle Beteiligten mit an Bord sind. Die Situation sei schwierig, und arbeiteten künftig nicht alle zusammen, könne es Probleme geben, sagt Bettina Selden, Vorstand der Prisma.

Sie sehe aber viel guten Willen, befürworte auch das Stillhalteabkommen der Banken. Sei die Finanzierung sicher gestellt und alle mit dabei, werde man den Konzern, der in Österreich an sich gut aufgestellt sei, weiter begleiten.

Angesichts der kritischen Situation habe man nicht alle Limits für den Versicherungsschutz aufgehoben, ist aus der Coface zu hören. "Ein gutes Ende für Baumax ist in aller Interesse", man steige nicht aus dem Engagement aus.

Ampel steht auf Gelb

Die wichtigsten Banken des Unternehmens haben sich laut Wirtschaftsblatt darauf geeinigt, ihre Kredite nicht fällig zu stellen. Große Gläubigerschützer stuften die Bonität ab. "Die Ampel steht auf gelb. Prognosen über die weitere Entwicklung sind aktuell schwierig", bestätigt Gerhard Weinhofer, Chef der Creditreform. Insolvenzgefahr sieht er derzeit aber keine.

Mitarbeiter berichten von starkem Stellenabbau im österreichischen Zentrallager von Baumax. In der Arbeiterkammer sollen immer wieder Anfragen der besorgten Belegschaft eingehen. Die Geschäftsführung selbst will zu all dem nicht Stellung beziehen.

Baumax sind Marktturbulenzen in Osteuropa hart zum Verhängnis geworden. Anfang der 90er-Jahre war die Handelskette eine der ersten über der Grenze, lieferte sich aber bald einen kräfteraubenden Wettlauf mit internationalen Rivalen, mit der Tengelmann-Tochter Obi etwa, der deutschen Bauhaus-Gruppe, Praktiker und Hornbach, bei der Kingfisher beteiligt ist.

Doch der Nachholbedarf flachte ab, die Krise ließ die Kaufkraft einbrechen, die öffentliche Hand stoppte Bauvorhaben. Was blieb war überdimensionierte Handelsfläche. "Es sieht nicht nach einer kurzfristigen Erholung aus", sagt Marktforscher Andreas Kreutzer.

Viele sind in der Bredouille

Baumarktketten wie Bricostore ziehen sich aus Ungarn zurück, erzählt Regioplan-Chef Wolfgang Richter. Die Praktiker-Gruppe manövrierte sich durch ihre Niedrigpreis-Strategie in eine finanzielle Misere und ringt ums Überleben - Ex-Hofer-Chef Armin Burger soll die Kehrtwende schaffen. Andere deutsche Baumarktriesen stehen im Osten ebenso auf der Bremse. In Relation erzielen sie dort aber kleinere Teile ihres Gesamtumsatzes als Baumax und stecken damit Einbußen einfacher weg. Baumax versuchte es im Osten auf Billig: Das Konzept ging jedoch im Zuge der Pleite eines Konkurrenten nur in Kroatien auf. In den anderen Ländern schmolzen mit dem Umsatz auch die Gewinne. Die Reißleine wurde zu spät gezogen, sagt ein Konzernkenner. "Da gab es echte Managementfehler."

Im Vorjahr wies die Gruppe ein negatives Ergebnis von 54 Millionen Euro auf. Die Familie schoss daraufhin 40 Millionen nach. Nun sind von ihrer Seite weitere Mittel nötig, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Eine Entscheidung darüber muss, wie aus Bankenkreisen zu hören ist, demnächst fallen.

Baumax erzielt rund 60 Prozent der Umsätze in Osteuropa. Das Geschäft in Österreich blieb von der Krise noch weitgehend verschont. Um es nicht in den Abwärtssog zu ziehen, sollte sich die Kette aus einzelnen Ländern zurückziehen, so der Branchentenor, oder dortige Töchter in Konkurs schicken.  (Verena Kainrath, DER STANDARD; 17./18.11.2012)