Washington - Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hat eine interne Untersuchung des Skandals um seinen zurückgetretenen Chef David Petraeus eingeleitet. Die Untersuchung schließe sich ähnlichen Ermittlungen der Bundespolizei FBI und des Verteidigungsministeriums an, sagte CIA-Sprecher Preston Golson am Donnerstag. Die Überprüfung der Petraeus-Affäre gehe dabei nicht in eine bestimmte Richtung. Es handle sich um allgemeine Nachforschungen. "Wenn es Lektionen aus diesem Fall gibt, werden wir sie nutzen, um uns zu verbessern", so Golson.

Petraeus war am Freitag wegen einer außerehelichen Beziehung mit seiner Biografin Paula Broadwell zurückgetreten. Dabei untersuchten die Behörden auch, ob der einstige Vier-Sterne-General vertrauliche Informationen an Broadwell weitergegeben haben könnte. Beide wiesen dies zurück.

Nach Ansicht von Präsident Barack Obama stellt der Petraeus-Skandal keine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA dar. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass vertrauliche Informationen offengelegt worden seien, sagte der US-Präsident am Mittwoch.

Auch Justizminister Eric Holder erklärte am Donnerstag in New Orleans, dass die nationale Sicherheit nicht beeinträchtigt gewesen sei. Daher hätten auch die Geheimdienstausschüsse im Kongress nicht informiert werden müssen. Das dem Justizministerium unterstehende FBI hatte im Mai mit den Ermittlungen im Fall Petraeus begonnen. Mehrere Kongressabgeordnete hatten sich beschwert, erst mit dem Rücktritt des CIA-Chefs vergangene Woche davon erfahren zu haben.

Petraeus vor Kongress

In den Skandal war auch der Oberkommandierende der Afghanistan-Truppen, US-General John Allen, hineingezogen worden. Im Rahmen der Ermittlungen war die Bundespolizei FBI auf einen "möglicherweise unangebrachten" E-Mail-Austausch des Generals mit der Arztgattin Jill Kelley gestoßen. Kelley hatte die Petraeus-Affäre im Mai ins Rollen gebracht, als sie das FBI wegen Droh-Mails einschaltete, in denen ihr ein sexuelles Interesse an Petraeus vorgeworfen wurde. Die E-Mails wurden offenbar von der Petraeus-Geliebten Broadwell verschickt.

Petraeus soll an diesem Freitag im Kongress-Geheimdienstausschuss zum tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Benghazi aussagen. Kritiker werfen der CIA und dem Außenministerium vor, das Konsulat nicht genügend geschützt zu haben und die Öffentlichkeit über die wahren Hintergründe der Attacke getäuscht zu haben. Bei dem Angriff am 11. September waren US-Botschafter Chris Stevens und drei weitere US-Bürger ums Leben gekommen. Die Anhörung findet hinter verschlossenen Türen statt. (APA, 16.11.2012)