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David Petraeus mit Paula Broadwell: Oxytocin schützt vor jähem Karriereende.

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Bonn/Wien - Womöglich hätte ein einfacher Nasenspray verhindern können, was seit Tagen die Schlagzeilen zumindest in den USA beherrscht. Hätte nämlich Mrs. Petraeus ihrem Mann zu seinen gefährlichen Einsätzen mit Paula Broadwell ein wenig von der im Hypothalamus produzierten Hirnchemikalie Oxytocin zum Inhalieren mitgegeben, dann wäre die biografische Mission vielleicht nicht in einer verhängnisvollen Affäre und einem geheimdienstlichen Fiasko geendet.

Diesen Schluss lässt jedenfalls eine Studie zu, die ein Team um den Neurowissenschaftler René Hurlemann von der Uni Bonn im Journal of Neuroscience veröffentlichte. Die Versuchsanordnung der Untersuchung war denkbar einfach: Die Wissenschafter verabreichten heterosexuellen Männern mittels Nasenspray entweder das "Kuschelhormon" Oxytocin oder ein Placebo. Eine Dreiviertelstunde später wurde ihnen die Experimentatorin vorgestellt. Diese als sehr attraktiv beschriebene Frau näherte sich dann den Männern, die vor der mehr oder weniger reizvollen Aufgabe standen, die gerade noch als angenehm empfundene Distanz zur Experimentatorin einzuhalten.

Die Forscher hatten ursprünglich erwartet, dass die Probanden mit Oxytocin "die Experimentatorin näher an sich heranlassen würden, da Oxytocin das Vertrauen stärkt", so Hurlemann. "Doch das Gegenteil geschah."

Männer, die in einer festen Partnerschaft lebten, ließen mit höherem Oxytocinspiegel zehn bis 15 Zentimeter mehr Distanz. Die Ergebnisse blieben unbeeinflusst davon, ob die Frau Blickkontakt suchte oder nicht. Bei Singles hingegen ebenso wenig ein Effekt zu beobachten wie bei männlichen Experimentatoren. Es ging also einzig und allein um die Erotik.

Von Menschen und Mäusen

Damit scheint sich bei menschlichen Männchen zu beweisen, was von Mäusen längst bekannt ist: In den Gehirnen von Präriewühlmäusen scheint das Hormon Oxytocin verlässlich für monogames Verhalten zu sorgen. Wird den Mäusen aber ein Wirkstoff gespritzt, der die Wirkung des Kuschelhormons aufhebt, werden die Tiere sofort so polygam wie die nah verwandten Bergwühlmäuse. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, 16.11.2012)