Gina Aichbauer (Salon "Hairgott") wurde als erste Frau "Hairdresser of the Year". Die Auszeichnung wird seit sechs Jahren von Schwarzkopf vergeben.

Foto: Henkel

Aichbauers Fotos in der Kategorie "Damen Süd", die ihr den Titel "Hairdresser of the Year" einbrachten.

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Pro Kategorie dürfen vier Fotos eingereicht werden.

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Aichbauer gewann neben dem Hauptpreis auch die Kategorien "Colour" und "Publikum".

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Insgesamt halten Gina Aichbauer und ihr Mann Wolfgang, der heuer bei den Männern siegte, bei insgesamt 14 Trophäen.

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Österreichs Friseurin des Jahres heißt Gina Aichbauer, sie wurde kürzlich als "Hairdresser of the Year 2012" ausgezeichnet. Der Award wird jährlich in zehn verschiedenen Kategorien vergeben, an der Spitze steht die Trophäe für den "Hairdresser of the Year". Im Interview mit derStandard.at erzählt die Gewinnerin vom Stellenwert der Auszeichnung und was für sie der Beruf "Frisörin" bedeutet.

derStandard.at: Wie wird man "Hairdresser of the Year"?

Aichbauer: Das ist ein unabhängiger Fotowettbewerb, bei dem man in verschiedenen Kategorien teilnehmen kann. Gewinnt man die Kategorie Damen oder Herren, dann hat man auch die Möglichkeit "Hairdresser oft he Year" zu werden.

derStandard.at: Welche Kriterien müssen für die Teilnahme erfüllt sein?

Aichbauer: Den Hairdressing-Award gibt es in verschiedenen Ländern. In Österreich darf jeder Frisör teilnehmen, der entweder in einem Salon angestellt ist oder als Selbstständiger arbeitet.

derStandard.at: Als Einreichungen reichen Fotos mit selbst kreierten Frisuren?

Aichbauer: Ja, mein Mann und ich haben in mehreren Kategorien teilgenommen. In der Kategorie "Damen" schickt man beispielsweise eine ganze Kollektion ein. Voraussetzung sind vier verschiedene Fotos, die müssen gewisse Kriterien erfüllen. Etwa dass man maximal 50 Prozent Haarteile verwendet. Das Tolle an dem Wettbewerb ist die Unabhängigkeit, die über die Zuteilung von Nummern gewährleistet wird. Eine internationale Fachjury entscheidet dann.

derStandard.at: Wie viele Teilnehmer hat es gegeben?

Aichbauer: Es waren 500 Einsendungen mit jeweils vier Fotos.

derStandard.at: Kann man in Österreich noch vergleichbare Titel gewinnen oder ist der Bewerb das Nonplusultra unter Frisören?

Aichbauer: Der Hairdressing Award ist eigentlich die Oscar-Verleihung der Frisöre. Es ist die höchste Auszeichnung, die man erreichen kann. Mit dem Highlight "Hairdresser of the Year". 2010 hat mein Mann gewonnen, 2012 habe ich es geschafft. Die Awards gibt es in Österreich das sechste Jahr und ich freue mich sehr, dass ich die erste Frau bin, die das gewonnen hat.

derStandard.at: Was bekommen die Gewinner? Ein Preisgeld?

Aichbauer: Nein, Geld gibt es keines. Gewonnen habe ich eine Reise.

derStandard.at: Wie oft waren Sie schon dabei?

Aichbauer: Wir haben jedes Jahr teilgenommen. In den fünf Jahren davor waren es insgesamt schon neun Oscars, heuer sind noch einmal fünf dazugekommen.

derStandard.at: Auf was kommt es beim Model an?

Aichbauer: Die Vorlage war, dass ich ein ganzheitliches Konzept mache. Wichtig ist es, die richtigen Models dafür zu haben. Meine Nichte, die mir sehr am Herzen liegt, war zum Beispiel dabei. Das zweite Model war eine Kundin von mir. Zuerst formen sich die Ideen im Kopf, danach überlegen wir, welche Models wir für die Umsetzung verwenden. Das Konzept muss zum Model passen, also Haare, Make-Up und Styling.

derStandard.at: Hatten Sie immer schon den Berufswunsch "Frisörin"?

Aichbauer: Ja, von klein auf war das mein Traumberuf. Meine ältere Schwester war auch Frisörin. Im Volksschulalter bin ich schon mit ihr in den Salon gefahren, um zu kehren und wegzuräumen. Der Weg in die Selbstständigkeit war dann das weitere Ziel.

derStandard.at: Was zeichnet eine gute Frisörin aus?

Aichbauer: Einerseits das Beherrschen des Handwerk und auf der anderen Seite die Liebe zum Job. Wichtig ist, auf Kunden einzugehen, ihnen zuzuhören, sie glücklich zu machen. Wir sind ja oft auch eine Art Psychiater. Kundenzufriedenheit steht an oberster Stelle, denn Haare sind der schönste Schmuck des Menschen. Die Frisur sollte sitzen.

derStandard.at: Reden Sie Kunden Frisuren auch aus?

Aichbauer: Natürlich haben Kunden auch Wünsche, die ich nicht erfüllen kann oder will. Da kommt halt die Beratung ins Spiel. Manche haben beispielsweise zu wenige Haare für gewisse Frisuren, zu feine Haare oder der Frisurwunsch passt nicht zur Gesichtsform.

derStandard.at: Zum Beispiel?

Aichbauer: Wenn eine Kundin ein rundes Gesicht hat, kann ich ihr keinen Pony schneiden. Das passt einfach nicht. Das muss man Kunden klarmachen, eine wichtige Aufgabe von Frisören.

derStandard.at: Wenn Ihre Überzeugungsarbeit auf taube Ohren stößt, würden Sie Kunden auch Schnitte verweigern?

Aichbauer: Ich habe mich schon öfters geweigert, jemanden eine bestimmte Frisur zu schneiden. Natürlich mit der Erklärung, warum ich das nicht machen möchte. Mit "Hairgott" verfolgen wir ein bestimmtes Konzept, das gewisse Looks auch ausschließt. Wir machen zum Beispiel keine Dauerwellen oder Farbenspiele wie oben blond und unten schwarz.

derStandard.at: Wieso nicht?

Aichbauer: Weil es nicht im Trend ist. Das Schöne an unserem Beruf ist, dass er sehr schnelllebig ist und dass Trends kommen und gehen. Man informiert sich, auch was international abgeht. Die Victoria Beckham ist zum Beispiel für mich eine Trendsetterin, oder auch Nena. Die sind immer top gestylt. Über diese Trends machen wir selbst Seminare und Schulungen. Das muss alles mit dem Make-Up und der Kleidung zusammenpassen. Es ändert sich laufend, was uns zu Gute kommt, weil wir kreativ sein können.

derStandard.at: Welcher Persönlichkeit würden Sie gerne die Haare schneiden?

Aichbauer: Das wäre der Brad Pitt, das hat aber nichts mit seiner Frisur zu tun.

derStandard.at: Können Sie sich einen anderen Beruf vorstellen?

Aichbauer: Eigentlich nicht, denn es war schon immer mein Traumberuf. (om, derStandard.at, 19.11.2012)