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Zu Wochenbeginn war sie untergetaucht, jetzt wurde sie im Haus ihres Bruders in Washington aufgespürt: Paula Broadwell, Biografin und Geliebte von Ex-CIA-Chef David Petraeus.

Foto: AP/Owen

Das Pentagon versucht in der Affäre um David Petraeus und John Allen Haltung zu bewahren. Präsident Obama und Verteidigungsminister Panetta erklären: Es wurden keine sicherheitsrelevanten Informationen verraten.

 

Bangkok/Washington - Leon Panetta übt sich demonstrativ in Zuversicht, dass der Petraeus-Allen-Skandal keine weiteren Kreise mehr ziehen wird. "Ich habe keine Kenntnis von anderen Personen, die zurzeit in diese Angelegenheit verwickelt sein könnten", sagte der amerikanische Verteidigungsminister am Donnerstag bei einer Visite in Thailand und wiederholte damit fast wörtlich, was Präsident Barack Obama tags zuvor in Washington erklärt hatte. "Natürlich wird diese Angelegenheit weiter untersucht."

Den Vier-Sterne-General John Allen (er soll mit Society-Lady Jill Kelley bis zu 30.000 E-Mails ausgetauscht haben) sehe er nach wie vor als qualifiziert für das Afghanistan-Kommando an. Der Inhalt der fraglichen Mails sei zwar "unangemessen", aber bloß, weil die beiden miteinander geflirtet hätten - nicht aber aus Gründen der nationalen Sicherheit. "Ich habe absolutes Vertrauen in General Allen und seine Führungsqualitäten. Niemand sollte voreilig Schlüsse ziehen", so Panetta.

Allen war kurz nach dem mittlerweile zurückgetretenen CIA-Chef David Petraeus ins Visier der FBI-Ermittler geraten: Er soll ein allzu vertrauliches Verhältnis zu Kelley gehabt haben, die sich wiederum von Paula Broadwell - Petraeus' Biografin und Geliebte - bedroht fühlte.

Wer den vakanten CIA-Chefsessel besetzen soll, ist noch offen - ebenso wie die Nachfolge von Außenministerin Hillary Clinton. Als sehr chancenreiche Kandidatin gilt die amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice. Sie wird allerdings von den Republikanern scharf angegriffen: Senator John McCain wirft etwa der Diplomatin vor, in einem TV-Interview verschleiert zu haben, dass es sich bei dem Angriff auf das US-Konsulat am 11. September dieses Jahres im libyschen Bengasi (damals wurde Botschafter Chris Stevens getötet) um einen gezielten Terroranschlag handelte.

Obama verteidigt Rice

Der sonst stets um Gelassenheit bemühte Barack Obama reagierte verärgert und herausfordernd: "Wenn McCain und (sein Kollege Lindsey) Graham auf jemanden losgehen wollen, dann auf mich!" Rice habe mit den Vorfällen in Bengasi nichts zu tun. Sie habe lediglich Informationen wiedergegeben, die ihr damals vom Geheimdienst vorgelegt worden seien. "Ihr Ansehen zu besudeln, das ist ungeheuerlich."

Licht in die Angelegenheit um den Anschlag in Bengasi zu bringen, ist am Freitag erklärtermaßen ein Anliegen von David Petraeus: Er sagt vor dem Senat als damaliger CIA-Chef aus.

Im Repräsentantenhaus werden es die Republikaner wieder mit Nancy Pelosi zu tun bekommen: Sie war dort schon von 2007 bis 2011 dessen Sprecherin und bewirbt sich um eine weitere Amtszeit. (gian/DER STANDARD, 16.11.2012)