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Patientenanwältin Sigrid Pilz.

Foto: APA/Keinath

STANDARD: Nach langen Verhandlungen startet die elektronische Gesundheitsakte Elga nächstes Jahr. Raten Sie Patienten zum Ausstieg?

Pilz: Vor allem alten und chronisch kranken Menschen würde ich nicht zum Ausstieg raten, denn das sind Zielgruppen, die von Elga sehr, sehr profitieren werden. Aber auch ich werde nicht aussteigen, denn durch Elga wird die Position des Patienten im Gesundheitswesen gestärkt, weil er über seine ganze Krankengeschichte verfügen und selber steuernd eingreifen kann.

STANDARD: Das heißt, Sie haben keine Bedenken bezüglich Datensicherheit?

Pilz: Die Bedenken der Sicherheit nehme ich schon sehr ernst. Aber man muss wissen, dass die jetzige Situation um nichts sicherer ist. Die Daten sind quer durch in Spitälern, in Ordinationen oder auch nur in Karteikästen gespeichert. Die rechtliche Situation verbessert sich aber mit Elga, da es explizit verboten ist, Daten an Nichtbefugte weiterzugeben oder zu begehren. Es darf keine Versicherung sagen: "Geben S' mir einen Auszug Ihrer Krankenakte. Das ist eine Rechtssicherheit, die begrüßenswert ist. Elga ist kein Risiko.

STANDARD: Die Ärztekammer sieht in der elektronischen Krankenakte eine reine Patientenakte. Ärzte müssten sich künftig durch unzählige Befunde durcharbeiten, was die Behandlungsdauer und damit auch die Wartezeit in Ordinationen verlängere.

Pilz: Ja, es ist eine Patienten-Elga. Immer wieder kommen zu mir Patienten, die seit Monaten hinter Befunden her sind oder den Entlassungsbrief vom Spital zu spät bekommen. Das wird es künftig nicht mehr geben. Aber die Patienten-Elga steht natürlich im Dialog mit den Ärzten. So wird sie sehr wohl übersichtlich sein, man kann die wichtigen Dinge auch als wichtig hervorheben. Aber generell muss man schauen, ob das System operativ wirklich patientenfreundlich ist, sich die Menschen auch auskennen. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 15.11.2012)