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Das FBI durchsuchte das Haus der Ex-Geliebten von Petraeus, Paula Broadwell. Was die Beamten suchten, blieb unklar.

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FBI-Chef Mueller.

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Und die mysteriöse Jill Kelley, die das FBI über die Sache informierte, unterhielt sehr engen Kontakt zum US-General John Allen in Afghanistan.

Robert Mueller, heißt es, könnte an jeder Bar einen Whiskey trinken, ohne Gefahr zu laufen, dass ihn jemand erkennt oder gar um ein Autogramm bittet. So etwas hat Seltenheitswert in Washington, einer Stadt, die von der Politik lebt. Der FBI-Direktor, der Inbegriff der grauen Eminenz, zeigt sich tatsächlich so gut wie nie in der Öffentlichkeit. Sein Spitzname, Bobby Three Sticks, spielt auf seine distanzierte Art ebenso an wie auf seinen Namen. Robert Swan Mueller III, der Mann mit den drei Strichen, den drei Stäben, zugleich steif wie ein Stock.

Seit 2001 steht der medienscheue New Yorker, der in Princeton studierte und im Vietnamkrieg beim Elitekorps der Marineinfanterie diente, an der Spitze des Federal Bureau of Investigation. Er war sieben Tage im Amt, da ließen Entführer Flugzeuge in die Zwillingstürme Manhattans krachen. Unter George W. Bush verdoppelte er die Zahl der Antiterrorspezialisten in den Reihen des FBI.

Während die CIA den "Krieg gegen den Terror" mit einem enormen Imageschaden bezahlte, überstand das FBI die Ära Bush mit relativ unbeschadetem Ruf. Als Muellers zehnjährige Amtszeit auslief, drängte ihn Barack Obama zu einer Verlängerung, zunächst bis September 2013. Nun aber gerät auch der Teflon-Mann unter Druck. Je mehr an teils skurrilen, teils skandalösen Details bekannt wird über die Affäre um den zurückgetretenen CIA-Chef David Petraeus, umso mehr gerät auch das FBI ins Zwielicht.

Offenbar hat Jill Kelley, ebenso rührige wie attraktive Organisatorin hochkarätiger Soldatenpartys, einen FBI-Agenten eingespannt, um eine Privatfehde zu führen. Und, genauso brisant: Besagter Beamter ließ sich nicht zuletzt von politischen Motiven leiten, darum bemüht, den Republikanern Munition fürs Wahlduell zu liefern. Er schob die Untersuchung, in deren Verlauf die Detektive über private E-Mails auf die Romanze zwischen Petraeus und seiner Biografin Paula Broadwell stießen.

Muskelfotos

Zweifellos wollte er ihr imponieren, der schönen Jill, der er Aufnahmen seines muskulösen Oberkörpers geschickt hatte. Wichtiger ist die parteipolitische Dimension des Kapitels. Eine Woche vor der Präsidentenwahl wandte sich der Polizist an Eric Cantor, den republikanischen Fraktionschef im Repräsentantenhaus, um die Affäre Petraeus an die große Glocke zu hängen. Er fürchtete, die Spitze des FBI könnte die Sache unter den Teppich kehren, eine Story, die sich aus seiner Sicht gegen Obama drehen ließ - immerhin hatte dieser den CIA-Direktor ernannt.

Cantor schrieb an Mueller, nach eigenen Worten, um sicherzugehen, dass "Direktor Mueller sich dieser ernsten Anschuldigungen und des potenziellen Risikos für unsere nationale Sicherheit bewusst ist". Ein ungewöhnliches Prozedere, noch dazu so kurz vor dem Votum.

Auch der Stein, der die Ermittlungen ins Rollen brachte, dürfte noch kritisch unter die Lupe genommen werden. Anfangs hieß es, Jill Kelley habe sich von einschüchternden Zweizeilern Paula Broadwells so bedroht gefühlt, dass sie entnervt das FBI einschaltete. Was bisher bruchstückweise bekannt wurde aus den Mails der Petraeus-Geliebten, lässt nicht unbedingt auf akute Gefahren schließen: "Lass ihn in Ruhe", "Hände weg von meinem Kerl". Die New York Times zitiert aus einem elektronischen Brief, in dem Broadwell ihrer vermeintlichen Rivalin vorwarf, sie habe Petraeus unangemessen unterm Esstisch berührt.

Kelley ist bestens vernetzt in Tampa, dem Sitz des US-Zentralkommandos. Zu ihren Bekannten zählt auch John Allen, der höchste US-General in Afghanistan, der Oberkommandierender der Nato-Truppen in Europa werden soll. Auch Allen soll Kelley unzählige E-Mails geschrieben haben, "unangemessene Kommunikation", wie das Pentagon mitteilte. (Frank Herrmann, DER STANDARD, 14.11.2012)