Wien - Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien (WKStA) steht vor dem ersten Chef-Wechsel ihrer jungen (einjährigen) Geschichte. Per 1. Dezember geht der Behördenleiter, Staatsanwalt Walter Geyer, in Pension - derzeit läuft die Nachbesetzungsprozedur. Die vierköpfige Personalkommission der Oberstaatsanwaltschaft Wien hat einen Vierervorschlag erarbeitet, der im Justizministerium liegt.

Die vier Staatsanwälte, die dieser Tage zu Hearings vor Justizministerin Beatrix Karl eingeladen sind: Die Wiener Oberstaatsanwältin Ilse Maria Vrabl-Sanda, die von der Personalkommission an erste Stelle gereiht wurde. Ex aequo empfiehlt die Kommission die beiden Korruptionsstaatsanwälte Eberhard Pieber (er ist Vize-Chef der WKStA, die 21 Planposten hat) und seinen Kollegen Johann Fuchs sowie Gerhard Jarosch von der Staatsanwaltschaft Wien. Er war Mediensprecher und ist nun Präsident der Vereinigung österreichischer Staatsanwälte.

Laut Besetzungsvorschlag ist Vrabl-Sanda hervorragend qualifiziert. Die Juristin ist Stellvertreterin des Chefs der Oberstaatsanwaltschaft (OstA) Wien, Werner Pleischl, und Mediensprecherin der Behörde und war bis 2006 Strafrichterin am Wiener Landesgericht ("Landl"). Danach wechselte sie die Fronten und in die OStA. Allerdings werden auch die anderen drei Bewerber um den WKStA-Spitzenjob als "ausgezeichnet" beschrieben, jeder in seinem Tätigkeitsschwerpunkt.

Justizministerin Karl ist nicht an die Reihung gebunden; in der Justiz geht man aber davon aus, dass Favoritin Vrabl-Sanda das Rennen machen wird. Karl muss ihre Wahl dann dem Bundespräsidenten vorlegen, der den Kandidaten ernennt oder ablehnt. Laut Justizministerium soll die Stelle "spätestens bis 1. Jänner 2013 nachbesetzt werden" - von Involvierten ist aber zu hören, dass der Übergang nahtlos erfolgen wird. (Renate Graber, DER STANDARD, 14.11.2012)