Elisabeth Wolfbauer, Alice Ferrière und Elena Schreiber (von links) geben in der L.E.O.- "Zauberflöte" unter anderem ein taubengurrendes Damengespann.

Foto: Christa Fuchs

Wien - Handlung und Partien? Aufs Wesentliche gekürzt. Orchester? Ein alter Flügel. Publikum? Soll nicht nur seinen Rotwein trinken, sondern auch was tun. Ja, es ist alles wie immer im Letzten Erfreulichen Operntheater. Man gibt aktuell Die Zauberflöte in Wiens führendem Opernhinterzimmer: Stephen Delaney, der musikalische Leiter, korrepetiert empfindsam auf seinem stumpfen Scherben, führt knapp und lakonisch durchs Werk und formt zwischendurch die Zuhörerschaft zu einem Chor, der sogar vierstimmig zu singen versteht. Ist das L.E.O.-Rekord?

Mit rekordverdächtiger Ansehnlichkeit punktet jedenfalls Anton Graner als Tamino: Hat ihn Stefan Fleischhacker direkt aus der Spartacus -Fernsehserie rausgekauft? Die charmante Kerstin Grotrian, als Pamina und Papagena im Doppeleinsatz, kennt man ja schon im L.E.O., wie auch den beeindruckenden Apostol Milenkow (Sarastro).

Martin Thoma, der Chefmelancholiker der Hauses, ist als Papageno gewagt charakterkonträr besetzt, L.E.O.-Regent Fleischhacker steht naturgemäß die Partie der Königin der Nacht zu - er pfeift (auf) sie. Die fantastische Elena Schreiber bildet zusammen mit Alice Ferrière und Elisabeth Wolfbauer die Gespanne der drei Damen beziehungsweise der drei Knaben - sie verschmelzen von den ersten Tönen an zur taubengurrenden Einheit.

Wie immer verschmelzen im L.E.O. auch Professionalität und Amateurhaftes zu einer Mischung, die das Herz rührt und wärmt; wie immer wähnt man sich hier mitunter näher am Kern eines Werkes als in so manch perfektionistischer Hochglanzaufführung. Verblüffend und bezaubernd, wie eine Beschränkung der Mittel im Theater oft keine Schwächung, sondern eine Stärkung der Wirkung zur Folge haben kann.

Applaus dafür wie auch für die Frohbotschaft, dass dem L.E.O. vonseiten der Stadt Wien nun doch eine Projektförderung fürs nächste Jahr zugesagt wurde. Es darf also munter weitergezaubert und -gesungen werden in der Wiener Ungargasse, von den Sängern wie auch vom Publikum. (Stefan Ender, DER STANDARD, 14.11.2012)