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Israels Armee antwortete auf den Granatenbeschuss durch Syrien mit einem Gegenschlag. "Eine symbolische Reaktion", meint Zisser.

Foto: AP/Schalit
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derStandard.at: Am Wochenende wurden die Golanhöhen erstmals von syrischen Granaten getroffen. War das ein Zufall oder ein vorsätzlicher Angriff?

Zisser: Es war ein Zufall. Niemand hat Kontrolle über die Grenzen. Es ist ein Niemandsland dort. Die Rebellen bekämpfen das syrische Regime. Dass da nicht immer aufgepasst wird und Geschoße über die Grenze fliegen, war nur eine Frage der Zeit. Aber niemand hat derzeit ein Interesse, Israel anzugreifen. Es gibt keine Kapazitäten dafür.

Israel entschied sich zwar, Vergeltung zu üben, aber das war sehr begrenzt und nur symbolisch. Ich glaube, niemand hat dem große Bedeutung geschenkt, wenn man bedenkt, dass in Syrien jeden Tag viele Menschen sterben.

derStandard.at: Wie hat sich der Bürgerkrieg in Syrien denn bisher auf die Beziehungen zwischen Syrien und Israel ausgewirkt?

Zisser: Die Syrer sind mit sich selbst beschäftigt, deshalb ist es auch an den Grenzen relativ ruhig. Das ist im Großen und Ganzen die Geschichte.

derStandard.at: Hat sich die Einstellung der israelischen Regierung gegenüber dem syrischen Regime in der letzten Zeit geändert?

Zisser: Am Beginn des Konflikts wollte die Regierung, dass Assad bleibt und damit auch der Status quo erhalten bleibt. Der Rest der Welt geht mittlerweile davon aus, dass Assad gehen muss. Es liegt nicht in den Händen Israels, wie dieser Konflikt ausgeht. Wir können nur abwarten.

derStandard.at: Wie denkt die syrische Opposition über Israel?

Zisser: Die Beziehung zu Israel ist derzeit kein Thema für sie, auch wenn sie natürlich nicht unsere Freunde sind. Es wird nicht diskutiert. Sie sind mit Assad und sich selbst beschäftigt.

derStandard.at: Aber das kann sich ändern.

Zisser: Wenn sie an der Macht sind, ja. Bis dorthin ist es noch ein weiter Weg.

derStandard.at: Welche langfristige Strategie verfolgt die israelische Regierung in Hinblick auf den syrischen Bürgerkrieg?

Zisser: Israel kann und wird sich hier nicht einmischen. Das steht außer Frage. Aber natürlich werden die Geschehnisse hierzulande genau verfolgt.

derStandard.at: In Syrien kämpft man nun schon seit mehr als einem Jahr. Ist eine Intervention von außen nicht die einzige Möglichkeit, den Konflikt zu beenden?

Zisser: Bei Interventionen hat man immer das Problem, dass man nicht weiß, wo man endet, wenn man sich einmal dazu entschlossen hat. Ich sehe kein Land, das gewillt wäre, seine Truppen nach Syrien zu schicken. Vielleicht eine internationale Truppe. Aber kein Land meldet sich freiwillig, weil niemand riskieren will, möglicherweise danach im Irak oder in Afghanistan involviert zu sein.

derStandard.at: Sehen Sie Anzeichen, dass Assad in naher Zukunft zurücktreten wird?

Zisser: Nein. Er kann den Krieg verlieren, aber freiwillig wird er sich niemals zurückziehen.

derStandard.at: Das heißt, dass dieser Konflikt noch Jahre dauern wird?

Zisser: Ja, unglücklicherweise. (Teresa Eder, derStandard.at, 13.11.2012)