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300.000 bis 400.000 Menschen in Österreich leiden an COPD in einem behandlungsbedürftigen Stadium.

Foto: AP/Roberto Pfeil

Am 14. November ist Welt-COPD-Tag. Rund eine Million Menschen sind in Österreich von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungbetroffen, davon 300.000 bis 400.000 in einem behandlungsbedürftigen Stadium. COPD ist damit eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Österreich.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte künftig für jeden einzelnen COPD-Patienten ein umfassendes Zustandsbild ("control panel") erstellt werden, in den Schwere der Erkrankung, Aktivitätsprofil der typischen chronischen Entzündung der Atemwege und die Auswirkungen auf den Patienten einfließen. Aus dem Gesamtbild kann dann der individuelle Verlauf der Erkrankung abgeschätzt und möglichst individuell behandelt werden.

Die weltweite COPD-Initiative GOLD empfiehlt den Lungenfachärzten ebenfalls, bei der Abschätzung des Krankheitszustandes jedes einzelnen Patienten neben dem Atemwiderstand auch Symptome und Verschlechterungen des Zustands in die Beurteilung mit einzubeziehen.

Auch Zustandsverschlechterungen miteinbeziehen

"Jüngste Forschungsergebnisse, zeigen, dass der FEV1 (per Lungenfunktionsprüfung technisch erhobener Wert für den Atemwiderstand, Anm.) alleine der Vielfältigkeit der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung nicht gerecht wird und damit auch nicht das tatsächliche Krankheitsbild des einzelnen Patienten beschreiben kann", erläuterte Sylvia Hartl, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP)und Oberärztin an der 1. Lungenstation am Otto Wagner Spital in Wien, am 13. November die aktuelle medizinische Neuorientierung bei diesem Krankheitsbild.

Damit die Pneumologen diese individualisierte Medizin in Diagnose und Therapie auch in der Praxis durchführen können, müsse man ihnen, so Hartl, ein EDV-Tool mit allen notwendigen Daten jedes Patienten zur Verfügung stellen, das für den alltäglichen Gebrauch in der klinischen Praxis geeignet sei. Das sei ein "erster Schritt zur individualisierten Medizin, die künftig bei allen chronischen Erkrankungen zur Anwendung gelangen sollte."

Als Instrument dafür beinhaltet das "control panel" die komplette Erfassung der verschiedenen Aspekte im Zustandsbild von Patienten, in das auch die auftretenden Symptome und akute Verschlechterungen (Exazerbationen) einfließen sollen. Die Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung bedeute keinesfalls nur "Medikation", erklärte Hartl, mindestens ebenso wichtig seien regelmäßige sportlich Betätigung oder gesunde Ernährung.

Personalisierung

Ausgangspunkt für die Neuorientierung bei der COPD war die Erkenntnis, dass Patienten mit einer so komplexen Erkrankung wie COPD diagnostisch und therapeutisch nicht gleich behandelt werden können.

Hartl: "Es gibt Patienten mit milder COPD (Stadium II, Anm.), die keine Begleiterkrankungen, aber einen raschen Fortschritt der Erkrankung aufweisen. Hier ist trotz der milden Krankheitsausprägung eine Anti-Entzündungs-Therapie anzudenken."

Im Gegensatz dazu gebe es Patienten mit schwerer Erkrankung, geringer Belastungsfähigkeit und zusätzlichen Erkrankungen, bei denen das Leiden mit sich schleichend verschlechternder Lungenfunktion nur langsam fortschreite. Hier kämen wiederum andere Strategien besser zum Tragen. (APA/red, 13.11.2012)