Eine Vielzahl vegetarischer Kochbücher lässt auch Fleischessern das Wasser im Munde zusammenfließen

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"Gemüse, Getreide, Erdäpfel, Schwammerl und Obst schmecken, wenn sie langsam reifen durften und in der Küche behutsam behandelt werden, einfach gut. So gut, dass sie locker die Hauptrolle auf jedem Teller spielen können," schreibt Katharina Seiser im Vorwort ihres mit Meinrad Neunkirchner verfassten vegetarischen Kochbuchs.

Foto: dpa/karl-josef hildenbrand

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Wie recht sie damit hat, beweisen die herrlichen Rezepte in "Österreich Vegetarisch" (siehe Bild 4) sowie einer Reihe weiterer vegetarischer Kochbücher.

Foto: dpa/christian volbracht

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Mit tollen Fotos und köstlichen, sehr abwechslungsreichen Rezepten machen die Bücher Lust auf Gemüse am Teller und zeigen: Es müssen nicht immer Schnitzel, Schweinsbraten und Co. sein.

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Österreich vegetarisch
Das Ende der Ausreden

Eines der besten, eines der wichtigsten Kochbücher des Landes - und zwar seit vielen Jahren. Nicht nur, aber auch, weil sowohl der begnadete Kochkünstler Meinrad Neunkirchner als auch die engagierte Kulinarikautorin Katharina Seiser sich dem vegetarischen Essen verschrieben haben, ohne aber Vegetarier zu sein - Dogmatismus engt bekanntlich den Horizont ein. Nicht nur, aber auch, weil das Buch darlegt, welch unerschöpfliches Repertoire an fleischlosen Gerichten unsere Küche bietet, das aber jenseits von Eiernockerl und gebackenen Champignons seit Jahr und Tag vernachlässigt wird.

Nicht nur, aber auch, weil man den Kochsalat mit Erbsen und Grießknödeln bitte jetzt sofort am Teller haben möchte. Und die Kohlroulade mit gebratener Topinambur und Rote-Rüben-Saftl sowieso, von den Marillenbuchteln mit Kanarimilch, der sauren Rahmsuppe mit Erdäpfelschmarrn oder der Gemüsesulz mit Apfelkren nicht zu reden. Ach ja: Geniale Kompottrezepte gibt es quasi als Draufgabe. Neunkirchner beweist seine Sensibilität beim Würzen und seine Gabe, all die Knödel und Tascherln und Schmarrn scheinbar mühelos ins Anmutige, fast schon Zarte zu interpretieren. (corti)

Katharina Seiser, Meinrad Neunkirchner: "Österreich vegetarisch", 271 S., Brandstätter 2012, € 34,90

Katharina Seiser, Meinrad Neunkirchner
Österreich Vegetarisch

Brandstätter Verlag
272 Seiten, 34,90 Euro

Foto: Brandstätter Verlag

Greenbox

Lecker ist nicht

Tim Mälzer kennt man als hyperaktiven Kochdarsteller mit Klobrillenbart und Lecker-Logorrhoe aus dem deutschen Privat-TV. Der Mann kann unter Umständen sogar eventuell ganz okay kochen, dem Leser seines vegetarischen Kochbuchs Greenbox macht er es aber verdammt schwer, das zu glauben. Das mag auch an der gewollt unruhigen Gestaltung liegen, die wahrscheinlich jugendlich wirken soll, aber nur nervtötend rüberkommt - auf jeden Fall aber an den zahllosen Dumm-Sprüchen, die das Werk ausgarnieren: "Da explodiert die Fresse vor Freude, weil da richtig Geschmack drin steckt!" Bitte wie? Fressen sind dem Vernehmen nach doch ausschließlich zum Polieren da. (corti)

Tim Mälzer
Greenbox - Tim Mälzers grüne Küche

Mosaik Verlag/Random House
272 Seiten, 20,60 Euro

 

Foto: mosaik verlag/randomhouse

Freitags nie!

Probier's mal mit Betulichkeit
Das Buch mit dem uninspirierten Einband und dem betulichen Titel ist zwar im Styria-Verlag erschienen, allein die Autorin ist Deutsche. Dennoch sollte man es nicht vorschnell zur Seite schieben. Die Rezeptbilder von Joerg Lehmann (hat auch für Ducasse schon geknipst) sind nämlich von seltener Qualität und animieren dazu, auch abwegig scheinende Rezepte wie Spargel mit Schnittlauchsauce und "Kratzete" auszuprobieren - obwohl man sich diese badische Variante des gerissenen Mehlschmarrns erst einmal gar nicht zum zarten Frühlingsgemüse vorstellen will.

Die Idee, ein vegetarisches Kochbuch unter der Devise "Freitags nie!" zu verkaufen, mag gar tantenhaft wirken - speziell, wenn sich dann Birchermüsli oder Vollkornbrot mit Emmentaler, Radieschen und Kresse ganz ernsthaft unter den "kreativen Rezepten" finden. Aber es gibt auch recht brauchbare, hierorts wenig bekannte Anleitungen, etwa für Frankfurter Grüne Sauce (mit Sauerrahm, harten Eiern, Gurkerln und siebenerlei gehackten Kräutern), die zu gekochten Erdäpfeln serviert wird, oder in Butterschmalz panierten Radicchio, bei dem einen das Foto aber so was von anspringt. (corti)

Ingeborg Pils, Joerg Lehmann: "Freitags nie! Kreative Rezepte ohne Fleisch und Fisch",

183 S, Edition Styria 2012, € 24,99

Foto: Styria verlag

Gemüse

Von den zwei tollsten Köchen Deutschlands

Der Titel ist so lapidar, wie ihn nur unsere Nachbarn im Nordwesten zusammenbringen. Die Rezepte von Andree Köthe und Yves Ollech, dem Küchenchef-Paar im Nürnberger Zwei-Sterne-Restaurant Essigbrätlein, aber haben es in sich. Nicht zufällig gilt das winzige Restaurant unter Auskennern als die wohl spannendste, wenn auch vergleichsweise wenig gehypte Adresse Deutschlands. Schade halt, dass die Bilder dieses als Prachtband ausgelegten Werks gar so künstlich und bis zur Unappetitlichkeit farbenfroh daherkommen.
So wirken die Gerichte unwirklich, wie Plastikmodelle von echtem Essen. Die Rezepte hingegen sind interessant, wenn etwa Karfiol mit Wacholder und Mandeln kombiniert und neben den Röschen auch die Blätter kunstvoll aufgemascherlt werden. Nachkochen will man diese extrem aufwändige, in zahllose Arbeitsschritte geteilte und auch sonst den Gegebenheiten einer Profi-Küche verpflichtete Luxus-Gemüse-Küche als Amateur jedoch nicht. Als Inspiration für heimische Edelköche hingegen durchaus zu empfehlen! (corti)

Andree Köthe, Yves Ollech: "Gemüse",
224 S., Hering Berlin 2012, € 51,30

Foto: Verlag

Das grüne Kochbuch

Auch die deutsche Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm gliedert ihr Kochbuch nach den vier Jahreszeiten. Die meisten, aber nicht alle ihrer Rezepte sind vegetarisch; wichtiger als eine hundertprozentig fleischlose Küche sind ihr natürliche Produkte aus regionaler Produktion sowie eine ausgewogene Energiebilanz. Im ersten Teil beschreibt von Cramm die wichtigsten Nahrungsmittelgruppen und gibt Tipps, wie man seinen ökologischen Fußabdruck möglichst gering hält. Den Hauptteil des Buchs nehmen aber die solide bebilderten Rezepte ein - die mehr als 250 vorgestellten Gerichte bieten etwas für jeden Tag. (fbay)

Dagmar von Cramm
Das grüne nicht nur vegetarische Kochbuch
GU Verlag
288 Seiten, 30,90 Euro

Foto: GU Verlag

Gemüse-Kochbuch

"Gemüse ist in einer solchen Vielfalt an Sorten und Geschmacksrichtungen erhältlich, dass sich jedes gewöhnliche Stück Fleisch dahinter verstecken muss", schreibt Matt Wilkinson. Der australische Küchenchef stellt in seinem neuen Buch seine 24 Lieblingsgemüsesorten vor - sich auf "so wenige" zu beschränken, sei ihm schwer gefallen, schreibt er im Vorwort. Die 78 beschriebenen Gerichte sind nicht alle vegetarisch, aber das Fleisch steht dabei definitiv im Hintergrund. Herrliche Fotos, vielfältige Gerichte, viele persönliche Anekdoten und eine gelungene Übersetzung - lesenswert! (fbay)

Matt Wilkinson
Gemüse-Kochbuch - Rezepte für alle Jahreszeiten

Dorling Kindersley
304 Seiten, 25,70 Euro

Foto: Doring Kindersley