Washington - Aus Protest gegen die erneute Kandidatur eines ultrareligiösen Republikaners für das Repräsentantenhaus haben mehr als 4.000 US-Wähler den Namen des Evolutionstheoretikers Charles Darwin auf ihre Stimmzettel geschrieben. Weil der erzkonservative Abgeordnete Paul Broun keinen Gegenkandidaten hatte, hätten viele Wähler im Landkreis Athens-Clarke im Bundesstaat Georgia stattdessen für den 1882 verstorbenen britischen Naturwissenschaftler gestimmt, berichtete der "Athens Banner-Herald" am Freitag auf seiner Internetseite.
Broun ist ein sogenannter Kreationist, jemand der glaubt, die Erde sei - wie in der Bibel beschrieben - innerhalb von sechs Tagen von Gott erschaffen worden. Obwohl er im Kongress einem Unterausschuss des Komitees für Wissenschaft, Weltraum und Technik vorsaß, hatte Broun zuletzt erklärt, die Evolutionslehre sei nichts als "Lüge, die direkt aus dem Schlund der Hölle" komme (derStandard.at berichtete). Diese Aussage motivierte den Biologen Jim Leebens-Mack von der Universität Georgia dazu, auf Facebook zur Wahl von Darwin aufzurufen.
Der Protest blieb freilich symbolisch: Offiziell wurde Broun, zu dessen Wahlkreis Athens-Clarke gehört, mit 100 Prozent der rund 210.000 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Vertreter der Wahlkommission von Georgia sagten hierzu der Nachrichtenagentur AFP, in der Spalte für Namensvorschläge würden nur "zertifizierte, qualifizierte" Kandidaten gezählt. Die Bewegung um den Biologen Leebens-Mack kündigte deshalb auf Facebook an, dass sie bei den Wahlen 2014 mit einem "lebendigen" und "vernunftbegabten" Kandidaten antreten werde, um Broun abzulösen. (APA, 9.11.2012)