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David Petraeus stolpert über eine außereheliche Affäre

Foto: AP/Owen

Washington - "Nachdem ich 37 Jahre verheiratet gewesen bin, habe ich einen schweren Fehler begangen, indem ich mich auf eine außereheliche Affäre eingelassen habe" - Mit knappen Worten erklärte David Petraeus, einer der erfolgreichsten Militärstrategen unserer Zeit, in einem Rundschreiben den Grund für seinen Rücktritt als CIA-Direktor.

Nach nur rund einem Jahr im Amt nahm der Chef des größten US-Geheimdienstes seinen Hut. Offiziell wegen einer außerehelichen Beziehung. Bei der Affäre soll es sich laut "New York Times" um Paula Broadwell, Absolventin der West-Point-Militärakademie und Autorin einer Biographie über Petraeus, handeln. Broadwell selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

FBI-Ermittlungen

Doch wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, dürfte der Rücktritt sehr viel tiefer gehende Gründe haben. Das FBI hat offenbar seit Frühjahr 2012 Ermittlungen durchgeführt, die das private GMail-Konto des Vier-Sterne-Generals betrafen. Die Agenten der amerikanischen Bundespolizei glaubten demnach, dass eine Person versucht haben könnte, Zugang zu diesem Account zu erlangen und dass es sich bei der Person um Broadwell oder eine ihr nahestehende Person handeln könnte. Die "New York Times" hingegen berichtet in ihrer Sonntags-Ausgabe, dass eine Belästigungsbeschwerde gegen Broadwell zu den Ermittlungen geführt hätte.

Erst durch diese Ermittlungen seien die FBI-Mitarbeiter auf die Affäre des CIA-Chefs gestoßen. Ein US-Kongressmitarbeiter meinte gegenüber der "New York Times", dass er den Eindruck gewonnen habe, das FBI sei mehr oder weniger "zufällig über diese Sache gestolpert". Petraeus selbst wurde laut dem Blatt erst vor wenigen Wochen über die Erkenntnisse des FBI informiert. Auch der zuständige Geheimdienstausschuss des US-Parlaments wurde über die Ermittlungen der amerikanischen Bundespolizei offenbar wochenlang nicht informiert.

Genialer Militärstratege

"Ein solches Verhalten ist inakzeptabel - und zwar als Ehemann und als Anführer einer Organisation wie unserer", begründete der CIA-Chef seinen Rücktritt in einem Mail an die Mitarbeiter am Freitagnachmittag. Präsident Barack Obama nahm das Rücktrittgesuch des 60-Jährigen an und ernannte den bisherigen Stellvertreter Michael Morell zum geschäftsführenden Leiter der Central Intelligence Agency.

"Ich bin vollkommen zuversichtlich, dass der CIA weiterhin blühen und seine wichtige Aufgabe erfüllen wird", betonte Obama. Zugleich lobte er Petraeus als einen der herausragendsten Generäle seiner Generation. Der Präsident fügte hinzu, dass er mit seinen Gedanken und Gebeten nun bei Petraeus und dessen Frau sei. "Ich wünsche ihnen nur das Beste in diesem schwierigen Moment", erkärte Obama.

Benghazi-Untersuchung

Der Rücktritt erfolgte inmitten von Kritik an Petraeus' Reaktion auf einen tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Benghazi, bei dem unter anderem der US-Botschafter ums Leben kam. Der CIA-Direktor sollte in der kommenden Woche im Kongress dazu befragt werden.

Petraeus hatte erst im September vergangenen Jahres das Amt des CIA-Chefs von Leon Panetta übernommen, der an die Spitze des Verteidigungsministeriums wechselte. Zuvor kommandierte Petraeus unter anderem die US-Soldaten im Irak und führte die Isaf-Truppen im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan. (red, derStandard.at, 10.11.2012)