Für 11,28 Mio. Dollar reichte Christie's Alberto Giacomettis Bronze "La Jambe" (1947) etwas über dem Limit an den New Yorker Kunsthandel weiter.

Foto: Christie's

Knapp 386 Millionen Dollar bzw. umgerechnet rund 288 Millionen Euro: Das ist ein Mehrfaches dessen, was die Maschinerie der österreichischen Auktionsbranche jährlich umzusetzen vermag.

Wien ist eben nicht New York, wo diese Summe mittwoch- und donnerstagabends innert 24 Stunden, zuerst bei Christie's, dann bei Sotheby's, eingespielt wurde – für gerade mal 94 Kunstwerke der Sparte Impressionist & Modern Art, sollte an dieser Stelle wohl noch erwähnt werden. Hierzulande mag man angesichts solcher Werte in Ehrfurcht erstarren und ist die trotz allem in der Metropole am Hudson grassierende Frustration kaum nachvollziehbar.

Letzteres erklärt sich über den Blick auf die Absatzquote, die mehr über den Erfolg offenbart als die für Kunstwerke erzielten Preise, die – so heftig wird an der Akquisitionsfront mittlerweile gefochten – unter Verzicht auf Provisionsanteile teils längst bis 1:1 an den Verkäufer abgetreten werden müssen. Zumeist wird dies bei Hochkarätern verhandelt und damit für ebenjene, die sodann bei den prestigeträchtigen Abendauktionen um die Gunst des Publikums buhlen.

Beratungsresistenz

Bei Christie's blieben aktuell 30 Prozent des Angebotes unverkauft (2001: 38 %), bei Sotheby's mit exakt 31,3 Prozent (2011: 19 %) noch etwas mehr. Die Schätzwerte dieser Patienten, behaupten Insider, seien schlicht zu aggressiv für die gegenwärtige Situation auf dem Markt angesetzt worden. Dass die Auktionshäuser sich dabei hauptsächlich an den Erwartungen der Verkäufer orientieren mussten, spricht für die zunehmend überhandnehmende Beratungsresistenz von Einbringern.

In andere Fällen funktioniert es dann ja auch: Bei Christie's fand etwa Claude Monets auf 30 bis 50 Millionen Dollar taxiertes und von drei Bietern umworbenes Nymphéas (1905) bei 43,76 Millionen (34,13 Mio. Euro) in einer amerikanischen und Wassily Kandinskys Improvisationsstudie (1909) bei 23 Millionen (17,97 Mio. Euro) in einer europäischen Privatsammlung eine neue Heimat. Sotheby's reichte anderntags Picassos Nature morte aux tulipes (1932) für 41,52 Millionen (32,6 Mio. Euro) und dessen Femme à la fenêtre (1936) für 17,22 Millionen (13,52 Mio. Euro) weiter. Am Ende notierte Christie's ein Tagestotal von 204,8 Millionen Dollar (2011: 140,77 Mio. Dollar) für 48 Zuschläge und Sotheby's 163 Millionen (2011: 199,8 Mio. Dollar) für 46 Besitzerwechsel.

Kommende Woche harren neue Anwärter auf Rekordergebnisse in den Startlöchern, konkret die aktuell von Sotheby's (ab 13. 11.) und Christie's (ab 14. 11.) erkorenen Protagonisten der Sparte Contemporary & Post War: Allein in den Abendauktionen sollen deren 71 bei Sotheby's an die 290 Millionen einspielen (u. a. Mark Rothkos No.1 Royal Red and Blue, 35/50 Mio. Dollar), die 74 Lots umfassende Christie's-Fraktion (u. a. Jeff Koons Tulips, rund 25 Mio. Dollar) soll sogar an der 400 Millionen-Dollar-Grenze kitzeln. (kron, Album, DER STANDARD, 10./11.11.2012)