Wien/Doha - Der Countdown für den 18. Weltklimagipfel, der von 26. November bis 7. Dezember in Doha, der Hauptstadt des Emirats Katar, abgehalten wird, läuft. Mit von der Partie wird auch Umweltminister Nikolaus Berlakovich sein. Angesprochen auf das gigantische "Rio+20", das im Juni rund 100 Staats- und Regierungschefs in die Stadt am Zuckerhut angelockt hatte, blieb Berlakovich diplomatisch: "Gemessen an den Erwartungen sind die Resultate von großen Konferenzen natürlich oft unbefriedigend."

Dennoch sollte man "grundsätzlich optimistisch in Verhandlungen gehen", immerhin käme "der EU aufgrund der industrialisierten Wirtschaftsräume eine zentrale Rolle zu", so der Umweltminister. Großer Wert werde dabei auf "Klimadiplomatie" und die Bildung von strategischer Allianzen gelegt. In Doha gehe es für die EU um nichts weniger als den Aufbau eines globalen Abkommens, das alle Staaten zu Minderungen von Treibhausgas-Emissionen verpflichtet. Berlakovich gibt sich kämpferisch: "Ziel ist und bleibt ein ambitioniertes, umfassendes, rechtlich bindendes UN-Klimaschutzabkommen, das bis Ende 2015 ausverhandelt sein muss und alle Volkswirtschaften in die Pflicht nimmt."

Die Zeit nach Kyoto

Nicht einmal einen Monat nach der Konferenz in Katar läuft die Vereinbarung mit den wohl größten Bekanntheitswerten aus - das Kyoto-Protokoll. 1997 beim Gipfel in Japan beschlossen und 2005 in Kraft getreten, legte es erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von CO2-Emissionen in den Industrieländern fest. Bis Anfang Dezember 2011 hatten 193 Staaten sowie die Europäische Union das Protokoll ratifiziert. Die USA sind hingegen nie beigetreten, Kanada gab im Dezember 2011 seinen Ausstieg bekannt.

"Die mögliche Nachfolgeregelung ist nur ein Teil einer umfassenden, weltweiten Lösung des Klimaproblems. Wenn die EU diesen Schritt geht, dann ist das einerseits ein klares Bekenntnis zu Klimaschutz, anderseits aber auch eine klare Aufforderung an den Rest der Welt, entsprechend der jeweiligen Möglichkeiten konkrete Schritte zu setzen. Das Ziel eines weltweiten, für alle Staaten gültigen Weltklimaschutzabkommens, wird dadurch bestärkt", betonte der Umweltminister.

Die EU dürfte demnach in Doha eine Menge Überzeugungsarbeit zu leisten haben, müsse es doch laut Berlakovich gelingen, großen Nationen wie etwa USA, China und Indien "mit ins Boot zu holen und mit ihnen verbindliche Vereinbarungen zu treffen". Europa spiele im Bereich des Klimaschutzes seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle und sei derzeit "die einzige Staatengemeinschaft, die verbindliche Klimaschutzziele festgelegt hat und diese auch umsetzt. Es ist nicht der Druck auf die EU größer geworden, sondern auf die anderen Staaten". (APA/red, derStandard.at, 9. 11. 2012)