Bei der Buwog-Privatisierung gibt es mehr als nur eine Ungereimtheit. Strittig war zunächst schon die Auswahl der Investmentbank Lehman Brothers als Organisator des Verkaufs. Lehman kam zum Zug, obwohl Konkurrent CA-IB ein günstigeres Angebot gelegt hatte. Möglich war die Entscheidung nur, weil der Faktor Preis "viel zu niedrig" bewertet war, schreiben die Grünen in ihrem Abschlussbericht. Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, dessen Freund Karlheinz Muhr von Lehman eine Provision von über 400.000 Euro erhielt, habe die Republik dadurch um 4, 5 Millionen Euro geschädigt.

Ermittlungen der Justiz gibt es aber auch im Zusammenhang mit dem Verkaufsverfahren. Die Grasser-Vertrauten Walter Meischberger und Peter Hochegger bekamen knapp zehn Millionen Euro Provision für einen Tipp. Sie rieten ihren Auftraggebern, dem letztlich siegreichen Konsortium um Immofinanz und Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, mehr als 960 Millionen für die 58.000 Bundeswohnungen zu bieten.

Das Limit des Konkurrenten CA-Immo war Teil der Angebotsunterlagen. Grasser kannte es also, andere ins Verfahren involvierte Personen freilich auch. Meischberger konnte sich im U-Ausschuss nicht mehr erinnern, von wem der Hinweis kam. Die Justiz geht dem Verdacht nach, dass ein Teil der Provision Grasser zufloss. Dieser bestritt im U-Ausschuss alle Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung. Die Grünen sind der Meinung, dass der Ex-Minister eine zusätzliche Bieterrunde unterband und dadurch einen Schaden von 40 Millionen Euro verursachte. (go, DER STANDARD, 9.11.2012)