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Stefan Eder auf Concordija im September vor dem Rathaus. Ab Freitag sind sie in der Stadthalle zu sehen.

Foto: APA/ Pfarrhofer

Wien - Das nennt man einen Run. Stefan Eder, seit geraumer Zeit der beste Springreiter Österreichs, hat von neun Großen Preisen, die er zuletzt bestritt, sechs gewonnen. Der zehnte Grand Prix steigt beim Wiener Pferdefest in der Stadthalle, und ob sich der siebente Sieg ausgegangen ist, weiß Eder am Montag. Eine Überraschung wär's, aber keine Sensation. Der 31-jährige Salzburger hat sich etabliert, er stellte sein Potenzial heuer auch als Zweiter im Vienna Masters auf dem Rathausplatz unter Beweis. In der Rangliste "Top of Austria" führt er klar, doch das sei "eher uninteressant".

Interessant ist die Weltrangliste, sie kam vor drei Tagen neu heraus, Eder fand sich auf Rang 124 wieder, das hat ihn enttäuscht, er hätte mit einem Sprung unter die Top 100 gerechnet. Doch die Veranstalter einiger Turniere in Marokko, wo Eder kürzlich Erfolge einheimste, dürften vergessen haben, die Resultate dem Weltverband zu schicken. Sein Ziel ist es, sich kontinuierlich zu verbessern und möglichst weit vorne festzusetzen. Sein diesbezügliches Vorbild, der Franzose Roger-Yves Bost, mag nur Insidern ein Begriff sein, doch er hält sich seit mehr als zwei Jahrzehnten unter den Top 50 der Weltrangliste. "Und er ist ein Pferdemann", sagt Eder über den Kollegen, den er auch in Wien treffen wird. "Er behandelt seine Pferde super."

Geht's den Rössern gut, geht's dem Reiter gut, lautet auch Eders Maxime. Acht Pferde hat er in Lamprechtshausen im Stall von Pferdefest-Veranstalter Josef Göllner stehen. Die Pferde kriegen mehrmals täglich Bewegung. In der Früh lockert eine Schrittmaschine ihre Muskeln, dann werden sie jeweils vierzig bis sechzig Minuten im Viereck bewegt, am Nachmittag wird zumindest zwanzig Minuten lang ausgeritten, meistens geht sich noch ein Spaziergang aus.

"Viele kleine Bausteine", sagt Eder, tragen zum Wohlbefinden der Vierbeiner bei. "Also schleppt kaum jemand so viel zu Turnieren mit wie ich." So ist jedes der Rösser gewöhnt, dass es sein eigenes Stofftier im Stall hängen hat, zum Anstupsen, zum Dranherumkiefeln, der Verschleiß ist hoch. Auch ein kleiner Eiskasten wird mitgeführt, er dient nicht etwa dem Wohl des Reiters, sondern ist den sogenannten Ice-Pads vorbehalten, die nach der Arbeit die Pferdebeine kühlen.

Übrigens gehören die Pferde, zu denen die Beine gehören, nicht etwa Herrn Eder. Sondern seinen Sponsoren. Der Westfalenhengst Chilli van Dijk (13), ein Schimmel, steht im Besitz des Salzburgers Hansjörg Pichler, die braune Holsteinerin Concordija (9) ist Eigentum italienischer Geschäftsleute. Eder muss zwar fürchten, dass ihm ein gutes Pferd unter dem Sattel weg verkauft wird. Aber so er Erfolge erzielte, kann er hoffen, dass ein guter Preis erzielt wird und ihm der Sponsor dann andere Rösser finanziert.

Je weiter Eder in der Weltrangliste vorrückt, umso mehr Einladungen zu umso besseren Turnieren bekommt er. Dankbar ist er für die "riesengroße Unterstützung", die er seit sechs Jahren als Heeressportler erfährt. " Momentan geht viel Geld allein dafür drauf", sagt er, "dass die Kosten gedeckt sind." 40.000 Kilometer fährt er im Jahresschnitt mit dem Pferdetransporter, ergibt ordentlich Benzingeld also, dazu die Stallgebühren, das Futter, der Tierarzt, der Hufschmied, die Nenngelder. Und natürlich all die Stofftiere. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 9.11.2012)