"Geisterfahrer", Freitag, 20.15 Uhr, Arte.

Foto: ZDF/Hannes Hubach

Die Rettung holt eine junge Frau ab. Bewusstlos, Verdacht auf Chlorvergiftung. "Keine Krankenversicherung!", ruft der Fahrer ins Telefonat mit dem zuständigen Spital. Das heißt zunächst keine Versorgung. Ob Lebensgefahr, spielt zuerst einmal keine Rolle. Aber keine Sorge, Maradona ging's in Buenos Aires ähnlich: "Kein Krankenhaus wollte riskieren, dass er bei ihnen stirbt."

Fehler im System passieren in Lars Beckers Geisterfahrer (20.15, Arte) andauernd. Drei Schlägereien im Monat verzeichnet der Rettungsdienst. Gefahrenzulage? Sicher nicht. Verdient hätten es sich Freddy und Emile, denn kurz später sind sie mitten in eine wilde Geschichte rund um eine Waffenschieberbande verwickelt.

Seit Wolf Haas' Brenner-Krimis existiert eine eher abgeklärte Vorstellung vom Berufsbild des Rettungsfahrers, der mit dem Typ "edler Lebensretter" kaum etwas gemein hat. Die "Geisterfahrer" sind in Hamburg unterwegs - deren trostloser Alltag unterscheidet sich aber um nichts von dem der Kollegen in Wien.

Geisterfahrer ist nicht halb so rau wie die Haas-Krimis, mit Schauspielern wie Tobias Moretti, Sophie von Kessel, Fritz Karl und Uwe Ochsenknecht (mit dunkler Haarmatte seine eigene Karikatur!) konnte das auch gar nicht beabsichtigt gewesen sein. Einmal mehr jedoch zeigt sich die Faszination, Menschen bei der Alltagsbewältigung zuzuschauen.

Weit lieber als dem etwas wirren Mordfall sieht man zu, wie Moretti und sein Kollege Fahri Yardim sich im Kosmos der Kranken und Verletzten zurechtzufinden versuchen und bei Grundsatzwahrheiten landen, etwa woran man erkennt, wenn einer stirbt: weil er dann ein "Scheißgewicht" hat. (Doris Priesching, DER STANDARD, 9.11.2012)