Eine Insel von Bene

Keine Frage: Das Großraumbüro ist weiter auf dem Vormarsch. Bene bietet für unterschiedlichste Zonen des Großraums und für unterschiedliche Konstellationen entsprechende Möbel. Mit Parcs entwarf das Londoner Designbüro Luke Pearson und Tom Lloyd aus der Großraumfläche herausragende Inseln der Zusammenarbeit und Treffpunkte im Getöse der alltäglichen Bürowelt.

Nun bietet das ebenfalls von Pearson Lloyd gestaltete textilbespannte offene Raumsystem Docklands Abschirmung auf Zeit, einen "Ankerplatz im pulsierenden Büro", wie Bene es nennt. Docklands können eigene zusammenhängende Strukturen bilden oder als kleinste "Dock-in Bay", als Einzelarbeitsplatz dem Rückzug auf Zeit dienen. www.bene.at 

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Arbeitswaben von Vitra

Traditionell bilden Präsentation wie Produkte von Vitra so etwas wie das Ur-Meter der Büroeinrichtung. Nicht die Bürostühle, sondern Konzentrationsorte standen diesmal im Mittelpunkt. Die interessantesten Vitra-Neuheiten stammten von Ronan und Erwan Bouroullec. Sie ergänzten ihr Alcove-Sofa, das den visuell und akustisch abgeschirmten Teilrückzug ermöglicht, um neue Varianten.

Eine zeitweise Heimat für den nomadischen Büroarbeiter verspricht das modulare System Workbay. Es ist zusammengesetzt aus einer Aluminium-Struktur und vier verschiedenen (geraden, gekurvten und sternförmigen) Elementen aus gepresstem Polyestervlies, das bislang hauptsächlich im Automobilbau eine Rolle spielte. In unterschiedlichen Farben lassen sich damit zelluläre Strukturen unterschiedlicher Höhe und Größe für Zwecke der Zusammenarbeit oder der konzentrierten Einzelarbeit schaffen. Neben den höhenverstellbaren Arbeitstischen Tyde stellten die Gebrüder Bouroullec zudem die Studie einer Bürostruktur ganz aus Kork vor. www.vitra.com

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Esszimmerflair von Löffler

Möbel mit verzapften Rahmen aus massiver Eiche fügen sich zu einem Ensemble, bestehend aus Stuhl und Hocker, mit schwarzem Kernleder bezogen, und passendem Tisch mit schwarz gebeizter Eichenfurnierplatte. Der bislang wenig bekannte Hersteller Löffler legt Entwicklungen von Werner Blaser (Jahrgang 1924) wieder auf. Sie stammen aus den 1950er- und 1970er-Jahren.

Werner Blaser, Architekt, Fotograf und Publizist, reiste erstmals 1949 nach Finnland (zu Alvar Aalto), 1951 nach Chicago (zu Ludwig Mies van der Rohe) und 1953 nach Japan. Seit seinem ersten Werk über "Tempel und Teehaus in Japan" hat er - bislang - insgesamt 108 Bücher veröffentlicht. "Nicht als Kunsthistoriker, sondern als Architekt", schrieb Die Zeit in einer Rezension, reise und fotografiere Blaser. www.loeffler.de.com

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Ein Porsche fürs Büro

Porsche Design in Zell am See, 1972 gegründet, entwirft längst nicht mehr nur Lederwaren, Brillen, Uhren und Pfeifen. Die Produktdesigner, heute wieder in das gleichnamige Autounternehmen integriert, entwerfen Gegenstände für fast alle Lebensbereiche, vom Sportartikel über Mode bis zur Küche oder der Bohrmaschine. So entstehen eigene Kollektionen, die unter dem Label Porsche Design vermarktet werden, aber auch Industrieprodukte, Haushaltsgeräte und Gebrauchsgüter im Auftrag anderer Unternehmen.

Für die deutsche Büromöbelfirma Kusch+Co ist das Programm 8080 bereits das zweite, das gemeinsam mit Porsche Design entwickelt wurde. Massive schräg gestellte Elemente aus Aluminiumdruckguss bilden die Struktur und sind zugleich prägendes gestalterisches Element der Serie. Die Sitze und Lehnen bestehen aus umschäumten Formholzschalen in unterschiedlichen Abmessungen. Das Programm besteht aus Fauteuils, zwei- und dreisitzigen Bänken und passenden Beistelltischen. www.kusch.com

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Sitzsteine von Walter Knoll

Das Vorbild für die "Seating Stones" bildet die rhythmisierte Weichheit geologischer Formationen, sagen die Designer von UNstudio um Ben van Berkel. Innerhalb der glamourösen Möbelwelt von Walter Knoll steht der Niederländer für raumgreifende, farbige Objekte mit gewölbten Oberflächen, die andere Hersteller kaum produzieren könnten. Das traditionsreiche Unternehmen aus Herrenberg bei Stuttgart hat sich in den letzten Jahren zu den Taktgebern der Einrichtungsbranche entwickelt.

Dabei stehen Entwürfe von Eoos meist für einen experimentellen Umgang mit Polstern und Leder, die Designer aus dem Büro von Norman Foster für puristische Wartemöbel und eben Ben van Berkel für die bunten Knallbonbons, für Sitzgelegenheiten, die man erst beim dritten Hinsehen und zweiten Hinsetzen vollständig versteht. Die Sitzmöbel lassen sich wahlweise so aufstellen, dass sie entweder Abgeschiedenheit bieten oder zur Kommunikation einladen. Stoffe und Texturen lassen sich aus einer Vielzahl von Möglichkeiten kombinieren. Ein wenig Platz sollte man allerdings schon haben. Lobbys und Wartebereiche, aber auch private Wohnungen und Häuser denken sich die Gestalter als Einsatzort. www.walterknoll.de

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Klassiker von Braun Lockenhaus und Rosconi

Als Adolf Krischanitz kürzlich den ehemaligen Österreich-Pavillon für die Weltausstellung 1958, (später in Wien als "20er-Haus" wiedererrichtet), einer architektonischen Runderneuerung unterzog und es zum "21er-Haus" der Österreichischen Galerie Belvedere verwandelte, war dies zugleich eine Hommage an seinen Lehrer Karl Schwanzer (1918-1975). Schwanzers bekanntestes Werk ist die BMW-Konzernzentrale in München, ein Hochhaus, mit dem er 1972 die Gestalt eines Vierzylinder-Motors ins Hochhausformat übertrug.

Im Rahmen von Krischanitz' Sanierungsprojekt, dessen Sorgfalt gerühmt wird, entstand bei Braun Lockenhaus und Rosconi - Tochterfirmen der 2010 gegründeten Schneeweiss AG - eine Neuauflage der Kollektion 1958, Wartemöbel, die Schwanzer in zeittypisch konischen Linien- und Konturenführung entwickelt hatte. Das Programm wurde um einen Tisch und weitere passende Möbel ergänzt, die Schwanzers Entwürfen in Form- und Materialwahl angeglichen sind. www.braunlockenhaus.at; www.schneeweiss.ag

 

 

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Ein Duo für Thonet

Das Berliner Designteam Julia Läufer und Marcus Keichel setzt auf Einfachheit. Ihren Thonet-Sessel 330 haben sie für Orte konzipiert, an denen Gegenstände dauerhaft und robust sein müssen, wobei gleichzeitig hohe ästhetische Ansprüche gelten, die auf eine gewisse Unauffälligkeit hinauslaufen. Für ihren Entwurf haben sie sich von der Atmosphäre in Künstlerateliers, Theaterbühnen und Literaturcafés inspirieren lassen. "An kulturellen Orten", sagt Marcus Keichel, "nehmen sich die materiellen Dinge zurück."

Der stapelbare Sessel hat Beine und Armlehnen aus massiver Buche sowie Sitz und Lehne aus Formsperrholz und ist Thonet-typisch sorgsam verarbeitet. Ginge es nach den Designern, findet sich ihr Sitzmöbel (mit und ohne Armlehnen), zu dem es auch einen passenden Tisch gibt, künftig überall an den Wohn- und Lebensorten der kreativen Bohème. www.thonet.eu; www.laeuferkeichel.de

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Systemmöbel von Hay

Es ist einfach, variantenreich und ökonomisch: Das Regalsystem New Order ist als wachsendes System konzipiert, Stefan Diez und Dominik Hammer haben es entworfen. Es wird von der jungen dänischen Firma Hay auf den Markt gebracht. New Order besteht aus Aluminiumelementen und einer Reihe von Zusatzbauteilen. Seine Rasterkonstruktion erlaubt unterschiedlichste Konfigurationen vom Regal über den Beistelltisch und das Sideboard bis zum Raumteiler.

Eine acht Zentimeter hohe Metallwanne ist dazu gedacht, den täglichen Kleinkram in Büro oder Wohnung aufzunehmen, für Bücher, Zeitschriften und Ordner gibt es reguläre Aluminium-Borde. New Order versteht sich als Standardmöbel, hat keine Vorder- oder Rückseite, lässt sich ohne Werkzeuge aufbauen und nach dem Aufbau ergänzen, beispielsweise mit Türen oder seitlichen Abschlüssen aus dünnem Sperrholz. Diese werden mit Beschlägen aus Polypropylen an die Metallstruktur angeklippst. Aus wenigen Bauteilen kann so ein vergleichsweise günstiges Staumöbel entstehen. www.hay.dk; www.stefan-diez.com

(Thomas Edelmann, Rondo, DER STANDARD, 9.11.2012)

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