Petra Jens tritt mit Jahresbeginn 2013 ihren Dienst als neue Fußgängerbeauftragte an.

Foto: APA7CHRISTIAN FÜRTHNER

Wien - Petra Jens ist am Donnerstagvormittag von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) im Rahmen der "Walk Space"-Konferenz im Rathaus offiziell als künftige Wiener Fußgängerbeauftragte vorgestellt worden. Sie wird ihren Dienst mit Beginn 2013 antreten. Ein Ziel von Jens ist die Entwicklung eines Hauptroutennetzes - sogenannte Fußgänger-"Highways". Diese "Fußwegeboulevards" soll es nach Möglichkeit bald in allen Bezirken geben, wünscht sich Jens.

"Es sollte in jedem Bezirk möglich sein, dass man einen attraktiven Fußgängerweg zur Verfügung hat, der die wichtigsten Ziele miteinander verbindet - von der Nahversorgung über kulturelle Einrichtungen bis zu Schulen und Behörden", erklärte Jens. Außerdem sollte es entlang dieser Routen Spielmöglichkeiten für Kinder und Orte zum Ausrasten und Verschnaufen geben. Als Grundlage dafür soll Anfang nächsten Jahres einmal das bestehende Fußwegenetz dargestellt werden, um Lücken ausfindig zu machen.

"Roter Teppich" für Fußgänger

Ein "leicht verständliches" Info-Leitsystem für Personen, die per pedes unterwegs sind, schwebt der 36-jährigen Ober-Fußgängerin der Stadt ebenfalls vor. Generell sei es ihr Anliegen, "dass seitens der Verwaltung und der Stadtplanung Fußgängern der rote Teppich ausgerollt wird".

Es sei zwar schon nötig, dass Fußgänger mehr Raum bekämen - aber: "Das muss nicht bedeuten, dass man anderen Verkehrsteilnehmern etwas wegnimmt", verwies sie auf Shared-Space-Modelle. Es gehe um das Teilen des öffentlichen Raums. Den knapp 30-prozentigen Anteil des Zufußgehens am Modal Split (Wahl der Verkehrsmittel) möchte sie zumindest halten.

Erste Maßnahmen zur Attraktivierung des öffentlichen Raums für Spaziergänger sollen schon nach einem Jahr merkbar sein, kündigte Jens an. Wie viel Budget ihr zur Verfügung stehen wird, könne sie noch nicht sagen. Ihr Arbeitsplatz befindet sich jedenfalls unter dem Dach der Radagentur, die dann zur "Mobilitätsagentur" aufgewertet wird.

Eigene Ideen, nicht nur Politikvorgaben

Die Neo-Beauftragte sieht sich in ihrer designierten Rolle jedenfalls "nicht in reiner Umsetzfunktion" rot-grüner Vorgaben, "weil das mit meiner Persönlichkeitsstruktur gar nicht zusammenpassen würde". Sie will eigene Ideen einbringen und realisieren.

Dass Jens gegenüber dem Rathaus durchaus durchsetzungsfähig sein kann, hat sie schon einmal bewiesen: 2006 sammelte sie mehr als 157.000 Unterschriften gegen die Verhundstrümmelung Wiens und zwang so die Stadt dazu, sich der Kot-Problematik anzunehmen. Die Folge war u. a. die groß angelegte "Nimm ein Sackerl für dein Gackerl"-Kampagne.

In den vergangenen fünf Jahren arbeitete Jens im Kommunikationsbereich der Diakonie. Diesen Job wird sie mit Jahresbeginn aufgeben. (APA, 8.11.2012)