Wien - Die Universitätenkonferenz (uniko) verlangt von der Regierung eine Klärung bei den Themen Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen und Lehrerausbildung. Dabei haben die Rektoren ihre Ansprüche offenbar schon heruntergeschraubt: Man begrüße, dass nun überhaupt etwas in diesen Bereichen geschehe, so uniko-Präsident Heinrich Schmidinger bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Aber: "Ich hoffe, dass nicht etwas zustandekommt, was mehr schadet als nützt."

Rechtssicherheit

In die Koalitionsverhandlungen zu den Hochschulthemen seien die Rektoren nicht eingebunden gewesen, betonte Schmidinger. Das Thema Studiengebühren "wächst mir schon bei den Ohren heraus". Er wolle sich dabei auf überhaupt keine Details zu einer möglichen Regelung einlassen. Aber man wolle Rechtssicherheit - "wie auch immer die Lösung ausschaut". Der derzeitige Zustand, "wo wir in der Luft hängen", sei untragbar. Bescheidener Zusatzwunsch Schmidingers: Die neue Gebührenlösung solle die Unis finanziell besserstellen - "es soll nicht weniger überbleiben als wir jetzt haben".

Pferd nicht von hinten aufzäumen

"Viel wichtiger" ist den Rektoren das Thema Zugangsregeln: Diese dürften sich nur an den Kapazitäten der Universitäten orientieren. "Alles andere wäre eine Rechnung ohne den Wirt", so Schmidinger. Man müsse daher schauen, was die Unis mit ihren Ressourcen anbieten und leisten können. Er warnte davor, "das Pferd von hinten aufzuzäumen: Man kann nicht zuerst sagen, wie viele Studenten hätten wir denn gerne und die Unis müssen damit um die Wege kommen". Damit würde man nur "die Missstände, die in manchen Bereichen herrschen, auch noch gesetzlich festschreiben".

Gegen Flickwerk

Schmidinger warnte davor, "nur punktuell da und dort eine Regelung zu treffen, weil das Ganze dann ein Flickwerk ist". Beschränke man den Zugang nur in bestimmten Fächern, werde es einen "Verlagerungseffekt" geben: Im einen Fach abgewiesene Studenten würden in nicht beschränkte verwandte Studienrichtungen wechseln und dort für Probleme sorgen. Es gelte daher, das Gesamtsystem im Auge zu behalten. Die Einführung einer Studienplatzfinanzierung in nicht nur einzelnen, sondern in allen Fächern würde erhebliche Zusatzkosten verursachen, ist sich Schmidinger im Klaren - unter der Voraussetzung einer international üblichen Betreuungsrelation laut uniko-Berechnungen in der Endausbaustufe 1,2 Mrd. Euro pro Jahr.

Lehrerausbildung

Endlich Lösungen verlangt die uniko auch beim Thema Lehrerausbildung: "Es gibt keinen Bereich, wo so viele Papiere entworfen wurden wie in der Lehrerbildung neu", so der Vorsitzende des uniko-Forums Lehre, Martin Polaschek (Uni Graz). "Es müssen jetzt aber klare Worte und Konzepte beschlossen werden, damit wir mit der Arbeit beginnen können." Auch hier sind die Ansprüche recht gering. Man wolle gar keine detaillierten Regelungen, so Polaschek. "Wir hätten aber gerne, dass zumindest die Grundlinien vorgegeben werden."

Studienstruktur

Die Institutionenfrage, ob nun die Unis oder die Pädagogischen Hochschulen (PH) die Federführung bei der Lehrerausbildung übernehmen, könne auch noch in einigen Jahren entschieden werden, meinte Polaschek. Festgelegt werden müsse aber die Studienstruktur, also die weitgehende Umstellung auf das Bachelor/Master-System. Dann könnten auch neue Studienpläne entworfen werden. Man könne etwa nicht weiter Hauptschullehrer ausbilden, wenn alle Hauptschulen auf Neue Mittelschulen (NMS) umgestellt und dort andere Ansprüche an die Lehrer gestellt werden. 

Töchterle: Nicht hetzen lassen

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) ist zuversichtlich, am Freitag zu einer Einigung mit der SPÖ bei den Themen Studiengebühren und Studienplatzfinanzierung zu kommen. Derzeit sei aber noch nichts definitiv fixiert, so der Minister am Rande einer Pressekonferenz am Donnerstag. Ob man eine Einigung punktgenau morgen, Freitag, oder einige Tage später verkünde, sei aber sekundär.

"Natürlich spricht manches aus inszenatorischen Gründen dafür, das morgen zu machen", meinte Töchterle. "Man soll sich jetzt aber nicht wegen eines Termins hetzen lassen und irgendwas nicht bis zum Letzten ausverhandelt haben." Über Details wollte Töchterle keine Auskünfte geben, dies sei mit SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl vereinbart. Eines ist aber klar: Sollten tatsächlich im Rahmen einer Vereinbarung zur Studienplatzfinanzierung zusätzliche Professorenstellen geschaffen werden, werde dies aus der Hochschulmilliarde finanziert. (APA, 8.11.2012)