Washington/Paris - Ein beinahe hundert Jahre altes Verfahren, das nun US-Wissenschafter wieder entdeckt und perfektioniert haben, könnte in Zukunft den Energiegehalt von Biosprit bedeutend steigern. Mit Hilfe eines chemischen Prozesses, der früher dazu verwendet wurde, Stärke über Umwege in Sprengstoff umzuwandeln, haben die Forschern der University of California in Berkeley einen Treibstoff hergestellt, deren Molekülketten gegenüber Ethanol um das drei- bis siebenfache länger sind. Der so hergestellte Sprit wäre wesentlich effizienter, wie sie in einer am Mittwoch im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten Studie schreiben.

Die Prozedur war bereits 1914 vom ersten Präsidenten Israels, dem Chemiker Chaim Weizmann,  entwickelt worden. Die beiden Biochemiker Harvey Blanch und Douglas Clark und ihr Team ließen zunächst wie bei der üblichen Ethanol-Produktion mit Hilfe des Bakteriums Clostridium acetobutylicum aus Biomasse gewonnenen Zucker fermentieren. Bei dem Vorgang entsteht eine Mixtur aus Aceton, Butanol und Ethanol.

Während die beiden Forscher einen Weg fanden, das Aceton und Butanol vom Ethanol zu trennen, entwickelte der Chemiker Dean Toste einen katalytischen Prozess, der die drei Substanzen bei idealem Mischungsverhältnis in langkettige Kohlenwasserstoffe umwandelt, die jenen von Dieseltreibstoff gleichen. Der Vorgang lässt sich so steuern, dass Kohlenwasserstoffe mit unterschiedlich langen Molekülketten entstehen. Damit ließen sich Treibstoffe für Fahrzeuge und Flugzeuge herstellen, ebenso wie chemische Grundstoffe, die etwa für die Kunststoffproduktion nötig sind.

Besserer Sprit aus Gras und Pflanzenabfällen

"Mit der gleichen Menge an Zucker machen wir einen Treibstoff, der viel effektiver ist als Ethanol", sagte Blanch. Für den gleichen Preis und beim gleichen Einsatz von Rohstoffen, die nicht der Ernährung dienen, wie etwa Gras oder Pflanzenabfälle, könne damit ein besserer Sprit hergestellt werden. Ethanol, der häufigste Biokraftstoff, hat einen geringeren Energiegehalt als viele andere Treibstoffe, lässt sich nur schwer mit Diesel vermischen und kann nicht über Pipelines transportiert werden, was einen Transport mit Tanklastern nötig macht, wie Blanch sagte.

Industrielle Produktion fünf bis zehn Jahren möglich

Allerdings haben die Forscher bislang mit ihrer Methode erst wenige Liter Treibstoff im Labor hergestellt. In fünf bis zehn Jahren könnte die Produktionsweise aber auch industriell erfolgen, sagte Blanch. Der Preis für den so gewonnenen Biosprit wäre dann vermutlich noch etwas höher als der von herkömmlichen, aus Erdöl gewonnenen Treibstoffen. Er könnte aber mit dem Preis anderer Biotreibstoffe konkurrieren. (APA/red, derstandard.at, 08.11.2012)