Nulllohnrunden bei öffentlich Bediensteten sind Teil des Budgetsanierungspakets. Unangenehm für die Betroffenen, aber die Alternative wäre: die Zuwächse noch mehr auf Schulden zu finanzieren. Dafür würden "die Märkte" aber höhere Zinsen verlangen.

In dieser Situation hat die Politik nun beschlossen, für sich nach vier Jahren Nulllohnrunden erstmals eine Gehaltserhöhung durchzuführen.

Diese Koinzidenz von zwei ziemlich unpopulären Maßnahmen hat die "Krone" auf den Plan gerufen. Deren tägliches Credo heißt ja, Politiker sind nichts wert - außer, wenn sie inserieren.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl hat erstens zehntausende Gemeindebedienstete und zweitens eine Beziehungskiste mit der "Krone". Schon die Abschaffung der Wehrpflicht propagierte er Hand in Hand mit der großen Tageszeitung. Nun fährt die "Krone" eine Kampagne gegen die Gehaltserhöhung für Politiker, und - bingo! - Häupl ist mit dabei. Diesmal sogar im Widerspruch zu Werner Faymann, der ja sonst der treueste "Krone"-Follower ist.

Dass die österreichische Sozialdemokratie eine "Krone"-basierte Politik betreibt, ist keine Neuigkeit und ist Teil ihrer Inhaltsleere und Gestaltungsarmut. Von einer Persönlichkeit wie Häupl hätte man aber bei aller populistischen Neigung mehr Eigenständigkeit und politischen Mut erwartet. Aber der Sozialdemokratie scheint außer "Krone"-Gefolgschaft nichts mehr einzufallen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 8.11.2012)