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Es war einmal ... das Hetch Hetchy Valley (Archivbild aus der Zeit vor der gezielten Überflutung).

Foto: Bancroft Library via Environmental Defense, File/AP/dapd

San Francisco - Bei US-Wahlen wird nicht etwa nur über das Präsidentenamt oder Sitze in Senat und Repräsentantenhaus abgestimmt, es stehen auch alle möglichen Themen auf einzelstaatlicher oder lokaler Ebene zur Disposition. Vergangenen Dienstag reichte die Bandbreite von Marihuana-Konsum über gleichgeschlechtliche Ehe bis hin zur Verpflichtung von Pornodarstellern, beim Dreh Kondome zu tragen; letzteres war in Los Angeles der Fall.

Flut und Trockenlegung

Ebenfalls in Kalifornien, etwas weiter nördlich, ging es um ein Umweltthema: Die "Proposition F" wurde in San Francisco vorgelegt und sollte ein erster Schritt dazu sein, eine beinahe 100 Jahre alte Maßnahme rückgängig zu machen. 1913 war das Hetch Hetchy Valley im Yosemite-Nationalpark durch die Planung des 100 Meter hohen O'Shaughnessy-Staudamms zur Überflutung freigegeben worden, seit Fertigstellung des Damms 1923 steht es unter Wasser. Das Projekt sollte die Trinkwasserversorgung von San Francisco garantieren.

Umweltschützer würden das Tal, das gerne als "verlorener Zwilling" des immer noch naturbelassenen Yosemite Valley bezeichnet wird, gerne wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Sie verweisen auf Studien, dass der Stausee bei Nutzung anderer Reservoirs und vemehrtem Recycling nicht gebraucht würde, um die Region mit ausreichend Wasser zu versorgen. Die Flutung ist für sie eine der größten Umweltsünden des 20. Jahrhunderts auf US-amerikanischem Boden.

Daher ließ die Initiative "Restore Hetch Hetchy" die Bürger San Franciscos am Dienstag darüber abstimmen, eine Studie über die Trockenlegung des Tals durchzuführen. Fast alle lokalen Politiker sowie Wirtschaftsvertreter hatten sich vor der Wahl gegen "Proposition F" ausgesprochen - und die wurde anschließend auch deutlich abgeschmettert: 77 Prozent der Wähler stimmten gegen die Trockenlegung des Tals.

Keine Kapitulation

Die Studie hätte acht Millionen Dollar kosten sollen - die eigentliche Trockenlegung würde sich im Bereich von Milliarden bewegen. Nach Ansicht der Umweltschützer würde es 50 bis 100 Jahre dauern, bis sich das Tal wieder in ein Ökosystem aus Flusslandschaft und Kiefernwäldern verwandelt hätte. Trotz der Niederlage will sich "Restore Hetch Hetchy" aber nicht geschlagen geben. Sprecher Mike Marshall zeigte sich nach der Wahl kämpferisch: "Dies ist der Anfang, nicht das Ende." (red, derStandard.at, 7. 11. 2012)