Preisgekrönt: Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor.

Foto: Robert Newald

Wien - Die Jubiläumsausgabe der Viennale schließt mit annähernd gleicher Bilanz wie im Jahr zuvor: Bei der Besucherzahl verzeichnet das Festival mit 96.900 ein Plus von rund 200 gegenüber dem Vorjahr, die Gesamtauslastung ging jedoch aufgrund der höheren Zahl an Vorführungen mit 79,6 Prozent (2011: 79,9) leicht zurück.

Als besonders gut besuchte Specials im Programm erwiesen sich der Tribute an Michael Caine sowie die historische Schau des Filmarchivs Austria, Wien - Moskau. Das von Jörg Buttgereit kuratierte Special über gattungssprengende Horrorfilme erwies sich dagegen als nicht ganz so beliebt - das Viennale-Publikum zeigte sich damit ironischerweise gerade gegenüber einem Quotenbringer wählerisch. Weniger verblüffend ist, dass man im anspruchsvollen Programm zu Alberto Grifi im kleineren Kreis blieb.

Mit dem nuancierten italienischen Debütfilm L'intervallo setzte Direktor Hans Hurch am Mittwoch einen bewusst unglamourösen Schlusspunkt unter das Festival. Es gelang zwar nicht, alle angekündigten Filmschaffenden nach Wien zu holen, insgesamt verfügt die Viennale aber weiterhin über eine engagierte internationale Gefolgschaft. Dieser Rückhalt sollte dem Festival Ansporn sein, das eigene Programm in Zukunft wieder stärker mit Zusatzangeboten zu vertiefen.

Der STANDARD-Leserjurypreis, der einen Film für den Verleih empfiehlt, ging an Véréna Paravels und Lucien Castaing-Taylors eindrucksvollen Dokumentarfilm Leviathan, der den Erfahrungsraum auf einem Fischerboot auslotet. Michael Hanekes Amour und Paul-Julien Roberts Dokumentation über die Mühl-Kommune, Meine keine Familie, erhielten den Wiener Filmpreis (je 9000 Euro). Mit dem Mehrwert-Filmpreis wurde Der Glanz des Tages von Tizza Covi und Rainer Frimmel prämiert, Kurdwin Ayub bekam den Kurzfilm-Preis. Kenneth Lonergans elegischer New-York-Film Margaret erhielt den Fipresci-Preis der Filmkritik. (kam, DER STANDARD, 8.11.2012)