Wien - Die Abstimmung über das österreichische (Un-)Wort des Jahres 2012 hat begonnen: Auf der Internetseite oewort stehen jeweils zehn Kandidaten für das Wort, Unwort und Jugendwort zur Wahl. Es sind "mögliche Kandidaten", wie es auf der Website heißt: Alternativvorschläge können nämlich immer noch eingereicht werden, ebenso wie Nominierungen für den Spruch bzw. Unspruch des Jahres.

Die Kandidaten wurden aus rund 3.500 Vorschlägen aus einer Vorwahl nominiert. Abgestimmt werden kann bis 3. Dezember. Am 6. Dezember wird eine Fachjury unter der Leitung von Rudolf Muhr von der Fakultät für Umwelt- und Erziehungswissenschaften an der Universität Graz in Kooperation mit der APA-Austria Presse Agentur die Ergebnisse bekannt geben.

"Gottesteilchen"?

"Euro-Rettungsschirm" und "Töchtersöhne" haben im Jahr 2011 die Wahl zum Wort bzw. Unwort gewonnen. Heuer könnte als Wort des Jahres beispielsweise die "Entschlagungsorgie" das Rennen machen, eine Wortschöpfung, die auf die Aussageverweigerung vieler Zeugen im parlamentarischen Korruptionsausschuss Bezug nimmt. Aber auch die "Inseratenaffäre" oder der "Schulschwänzbeauftragte" bieten sich an. Befremdlicherweise steht auch "Gottesteilchen" - gemeint ist das Higgs-Boson - auf der Liste zum Wort des Jahres; eigentlich wäre der unpassende Ausdruck ein Fall für das Unwort.

Beim Unwort des Jahres 2012 finden sich hingegen unter anderem das "Anfütterungsverbot", der Euphemismus "gesundsparen", "Marrokanerdiebe" (Ausdruck auf Plakaten der FPÖ Tirol), "Putativösterreicher" als Kampfbegriff der extremen Rechten, der eingebürgerte Österreicher herabwürdigt, und "Unschuldsvermuteter" auf der Kandidatenliste.

Die Auswahl beim Jugendwort, die älteren Mitbürgern einmal mehr das eine oder andere Rätsel aufgeben dürfte, reicht von "entfrienden" (auf Facebook jemandem den Freundesstatus entziehen) über den Tanz "Gangnam Style" und das sprachökonomische "gemma Billa" bis zum "MOF" ("Mensch ohne Freunde"). Ebenfalls dabei: "Winkefleisch", "Zehentanga", "urkeksi" und "leider geil". (APA/red, derStandard.at, 7. 11. 2012)