Jede neue Falte kennen wir, jedes neue graue, jedes alte gefärbte Haar: Wochenlang haben wir in die USA geschaut, Barack Obama und Mitt Romney studiert. Und das ist etwas schade. Nicht wegen der handelnden Personen dort, sondern wegen der übersehenen hier. Denn vor lauter Indieweltschauen vergisst man das Gute und Schöne, das doch so nah liegt, besonders in der Politik.

Kurt Scheuch zum Beispiel. Auf ihn ist, seit er seinen kleinen Bruder Uwe (hat nicht-rechtskräftige Probleme mit der Justiz) als Vize-Landeshauptmann und FPK-Chef beerbt hat, kaum ein bundesweiter Scheinwerferstrahl gefallen.

Dabei hat Scheuch Unterhaltungswert, das wissen wir, seit ihm die FPK ein Youtube-Video bezahlt hat. Der Plot zu "Furchtlos" ist Scheuch selbst eingefallen; es zeigt ihn, wie er in seinem Büro in der Landesregierung (wo zuletzt vergeblich für Neuwahlen demonstriert wurde) mit einer Schlange um den Hals am Computer sitzt. Auch eine Vogelspinne spielt mit, sie darf am Odin-Tattoo auf der rechten Schulter des Rechten rumkrabbeln. Wozu, ist unklar - aber der Vergleich mit Putin, der ja auch gern posiert, ist laut Scheuch "zulässig".

Nur schade, dass das neue Politiker-Gehaltsschema, das Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl vorschlägt (Prämien für erfolgreiche Politiker), noch nicht gilt. Da wäre doch durchaus was drin für den furchtlosen Kurt. Ein Bonus für lupenreine Demokraten vielleicht. (Renate Graber, DER STANDARD, 7.11.2012)