"Sieht mein Hintern in dieser Hose fett aus?"

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Es ist heute an der Zeit, den Blick nach unten schweifen zu lassen und uns mit der Frage nach der richtigen Jeans zu beschäftigen. Sie rangiert unter den Fragen, die das Leben so stellt, zwar nicht an vorderster Stelle, aber auch nicht so weit hinten, wie dies viele Mitbürger gerne hätten. Eine erkleckliche Anzahl von Ihnen scheint sich über Jeans keine Sorgen zu machen. Das ist schade, liegt aber in der Natur der Sache. Die Jeansfrage springt einem nämlich selten bei einem selbst, sondern fast immer nur bei anderen ins Auge. Vor allem dann, wenn sie einem den Rücken zudrehen.

Womit wir beim Kern des Problems wären. Die Jeansfrage ist nämlich eine Arschfrage und damit eine delikate Angelegenheit. Die Designerin Stella McCartney hat die Frage einmal folgendermaßen auf den Punkt gebracht: "Sieht mein Hintern in dieser Hose fett aus?"

Neid oder Missgunst

In ihrem Fall liefern die Antwort laut eigenen Aussagen ihr Mann oder ihre besten Freundinnen, und man kann nur hoffen, dass sie sich kein Blatt vor den Mund nehmen. Sicher ist das nicht. Bei der Beantwortung der Frage schwingt nämlich leicht so etwas wie Neid oder Missgunst mit. Ein Nein kann ein Ja bedeuten und ein Ja leicht ein Nein.

Das verkompliziert die Jeans- respektive Arschfrage gehörig. Ohne die Hilfe geneigter Zeitgenossen ist sie kaum zu lösen. Das bringt uns auf einen Gedanken: Lässt die Dichte an knackigen Hintern etwa darauf schließen, wie sehr die Mitmenschen einander gewogen sind? Hoffen wir für Österreich, dass dem nicht so ist. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 9.11.2012)