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US-Komponist Elliott Carter starb 103-jährig.

Foto: AP/Bebeto Matthews

New York - Der Sohn eines New Yorker Textilhändlers sollte nach Meinung des Vaters nicht unbedingt Musiker werden. Doch die Mama unterstütze heimlich - und überhaupt: Nachdem Elliott Carter 1924 in der New Yorker Carnegie Hall Igor Strawinskis wildes Opus "Sacre du Printemps" gehört hatte, war für ihn klar, nur noch in der Welt der Noten leben zu wollen. Carters Lerninteresse galt der Moderne. In den 1920ern hatte er etwa seinen Vater auf einer Dienstreise nach Wien begleitet und hier einiges an Werkmaterialien zur Zweiten Wiener Schule erworben. Und in den 1930ern studierte er auch in Paris bei der Legende Nadia Boulanger.

Der Weg zu einer eigenen Musiksprache allerdings war eher lang. Carter war über 40 Jahre alt, als er sich für ein Jahr in die Wüste von Tuscon (In Arizona) zurückzog und dort sein erstes Streichquartett schrieb. Ein Werk von hoher rhythmischer Komplexität und raffinierter Polyfonie. Später nannte Carter dieses Werk "eine entscheidende Erfahrung". Hatte er hier zwar ein Opus quasi für sich selbst komponiert, ohne einen Gedanken an Publikum und Aufführung zu verschwenden, so wurde das Quartett dennoch ein großer Erfolg.

Das bedeutete wohl einen gewissen Ansporn, seinen Weg der Überlagerungen von Texturen, Rhythmen und der Gleichzeitigkeit von Gegensätzlichem voranzuschreiten, der viele seiner Kompositionen kennzeichnen sollte. Nur zur Oper fand Carter lange keinen Zugang. So war Carter bereits 90, als er seinen Erstling "What next?" vorlegte, der 1999 in Berlin uraufgeführt wurde. Elliott Carter ist am Montag im Alter von 103 Jahren in New York gestorben. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 7.11.2012)