Damaskus - Mit eindringlichen Worten hat UN-Vermittler Lakhdar Brahimi die Syrer zu einer politischen Lösung des blutigen Konflikts aufgerufen. In einem am Dienstag veröffentlichten Interview der arabischen Tageszeitung „Al-Hayat" sagte der Algerier: „Wenn das Problem nicht richtig angegangen wird, besteht die Gefahr eines neuen Somalias in Syrien." Das bedeute nicht die Spaltung, sondern den Zerfall des Staates, den Vormarsch von Kriegsherren und Milizen.

Die Opposition beriet derweil bei einer mehrtägigen Konferenz in Katar über eine vereinte Führung. In Doha soll ein neues Gremium von 50 Oppositionellen gebildet werden. Später soll daraus eine Übergangsregierung hervorgehen.
Allerdings sind die Regimegegner zutiefst zerstritten. Daher ist noch offen, ob es überhaupt einen gemeinsamen Beschluss geben wird. Seit Beginn des Konflikts im März 2011 sind in Syrien mehr als 36.000 Menschen getötet worden.

Cameron will al-Assad vor internationalem gericht

Der britische Premierminister David Cameron sprach sich dafür aus, Syriens Präsidenten Bashar al-Assad eine sichere Ausreise aus dem Land zu ermöglichen. In einem Interview mit dem Nachrichtensender Al-Arabiya sagte er, alles was zu einem Übergangsprozess in Syrien führen könnte, sollte getan werden. Cameron betonte, er biete Assad sicherlich keinen Ausweg nach Großbritannien an. Auch würde er ihn lieber vor einem internationalen Gericht sehen. „Aber wenn er gehen will, sollte er gehen können. Das wäre zu arrangieren."

Auch am Dienstag dauerten die Kämpfe weiter an. Nach Angaben von Aktivisten wurden binnen weniger Stunden landesweit mindestens 40 Menschen getötet. Mutmaßliche Regimegegner ermordeten zudem den Bruder des syrischen Parlamentspräsidenten Jihad al-Laham. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, Mohammed Osama al-Laham sei in Damaskus von „Terroristen" erschossen worden.
Sieben syrische Generäle flüchteten aus dem Land in die Türkei. Damit seien inzwischen mehr als 40 Generäle aus dem Nachbarland in der Türkei, berichteten türkische Medien.

Zwischenfall auf Golan-Höhen

Auf den Golan-Höhen gab es erneut einen Zwischenfall: Ein Fahrzeug der israelischen Armee wurde am Montag auf Patrouillenfahrt von Kugeln aus Syrien getroffen. Das Fahrzeug sei beschädigt worden, aber es habe keine Opfer gegeben, sagte eine Armee-Sprecherin. Alles deute darauf hin, dass es sich um verirrte Kugeln bei Kämpfen im Grenzgebiet zwischen der regulären syrischen Armee und syrischen Rebellen gehandelt habe.
Erst am Samstag waren drei syrische Kampfpanzer in die Zone eingedrungen, in der sich nach dem Waffenstillstandsabkommen von 1974 nur UN-Truppen aufhalten dürfen.
Unterdessen verlassen Christen in Panik die syrische Stadt Deir-el-Zour am Euphrat, nachdem Rebellen erstmals seit Ausbruch des Bürgerkriegs am Wochenende dort in blutigen Kämpfen ein Ölfeld erobert haben und zuvor die Kirche zerstört wurde, wie Kathpress berichtete. (APA/dpa, 6.11.2012)