Porsche stellt den neuen 911 Carrera 4 vor. Coupé und Cabrio kommen mit 350 PS oder mit 400 PS. Neu ist das Porsche-Traction-Management, das auch den Cayenne S Diesel schmückt

Der Blick pendelt zwischen Bremspunkt, Kurveneingang und Scheitel. Im Augenwinkel registriert man den Gegenverkehr. Auf das Display, das zeigt, auf welche Räder wie viel Antriebskraft wirkt, schaut man lieber nicht. Die Balken tänzeln zwar schön auf und ab, ein Verbremser ist aber in diesem Auto teuer.

Foto: porsche

Wir treiben den Porsche 911 Carrera 4 über die Soboth. Dort hat es in den letzten Tagen geschneit - nur hier waren es nicht lediglich ein paar Flankerln, und der Schnee ist noch nicht verschwunden. Schwer liegt er auf den Ästen der Bäume, bröselt dort und da auf die Straße. An sonnigen Kurveneingängen sorgt Laub, das mit Schmelzwasser pantscherlt, für Nervenkitzel.

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Rührt man den Sport-plus-Knopf neben dem Schalthebel aber nicht an, fährt der Porsche wie auf Schienen. Er verteilt über das Traction-Management die Kraft schneller auf die Räder - die Grip haben -, als man blinzeln kann. Aber wir sind ja nicht in einem Fahrsicherheitstraining und lassen den Allrad-Carrera sliden.

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Haarig wird es trotzdem nicht. Dieser 911er lässt sich genauso einfach fahren wie seine Geschwister - sogar ein wenig einfacher. Wen man nicht vergisst, dass ein Allradantrieb auf der Bremse nicht mehr Traktion bringt. Abseits von der kurzweiligen Kurvenhatz durch die Orte der Südsteiermark zeigt der neue Carrera 4, wie brav er sein kann.

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Wir machen den Auspuff auf Knopfdruck wieder leise, nehmen das Sportsetting raus. Im Schiebebetrieb fängt der Porsche, wenn er über das Doppelkupplungsgetriebe PDK verfügt, zu segeln an. Er kuppelt den Motor aus und spart so Sprit und - äh - Lärm. Wie auch mit der Stopp-Start-Automatik. Sowohl der Carrera 4 als auch sein um 50 PS stärkerer Bruder mit dem Zusatz S haben nun mehr Leistung, sind aber sparsamer als ihre Vorgänger. Auch weil Porsche die Allrad-Antriebseinheit wieder einmal leichter machte.

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Weitere Neuerungen sind die Assistenzsysteme, die Porsche künftig auch anderen Modellen angedeihen lassen wird. Die Adaptive Cruise Control (ACC) hilft bei Automatik-Carrera 4-Modellen über sein Frontradar und den Bremsassistenten Auffahrunfälle zu vermeiden. Beulen im Blech stehen diesem Auto ja wirklich nicht. Denn eines muss man schon sagen. Schön ist er, der 911, gerade als Carrera 4.

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Von hinten erkennt man ihn wie gewohnt am Leuchtband, das die Heckleuchten verbindet. Oder auch an den um satte 22 Millimeter weiter herausgezogenen Radhäusern.

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Optisch unverändert ist der neue Cayenne S - den es ab nächstem Jahr auch als Selbstzünder gibt. Man erkennt ihn nur am feine Diesel-Schriftzug unter den Seitenspiegeln. Fast so, als ob es Porsche doch ein wenig unangenehm wäre, nicht nur Benziner zu verbauen. Mit dem gleichen Argumet könnte man auch erklären, warum dieser Motor so gar nicht nach Diesel klingt.

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Porsche entlockt dem Biturbo-V8 ein sportliches Grollen, dass es einem die Nackenhaare aufzieht. Der Nacken ist auch das Ziel der Mundwinkel, wenn das Drehmoment von 850 Newtonmeter an allen vier Rädern gleichzeitig zerrt.

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Mit 382 PS ist der 4,2 Liter große Dieselmotor der stärkste im Segment - der BMW X6 M50d hat am Datenblatt ja ein kümmerliches Pferd weniger. Kurzum, den Diesel merkt man beim Fahren nicht. Porschetypisch sind Antritt und Klangkulisse beim Beschleunigen.

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Wo man ihn erkennt, ist an der Zapfsäule. Denn neben dem Allradantrieb, der auch im 911er Carrera 4 eingesetzt wird, hat der Diesel Cayenne auch eine Stopp-Start-Automatik - womit man in der Praxis mit weniger als zehn Litern auskommen sollte.

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Wenn man so entspannt fährt, wie der Sport-SUV komfortabel ist. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 2.11.2012)

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