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Unbehandelt können chronisch entzündliche Darmerkrankungen zu hohen körperlichen und psychischen Belastungen führen.

Foto: AP/Franka Bruns

In den vergangenen 20 bis 30 Jahren ist die Anzahl von "chronisch entzündlichen Darmerkrankungen" (CED) dramatisch gestiegen. Rund 80.000 vor allem junge Österreicher seien von diesen Zivilisationskrankheiten derzeit betroffen, so Herbert Tilg, Abteilungsvorstand für Innere Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck am 6. November im Rahmen einer Pressekonferenz in der Tiroler Landeshauptstadt.

"Bauchschmerzen und -krämpfe, heftige, teils blutige Durchfälle, Fieberschübe, Gelenksbeschwerden, Hautveränderungen und Erschöpfung sind die typischen Symptome von CED", schilderte Robert Koch von der Medizinischen Universität Innsbruck. Durch die Tabuisierung des Themas würden die Betroffenen, die zumeist zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, den Gang zum Arzt jedoch oft meiden. "Dabei wäre eine frühe Diagnose und Therapie äußerst wichtig um Langzeitschäden zu verhindern", sagte Herbert Lochs, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck.

Körperliche und psychische Belastungen

"In den letzten Jahren haben sich die Behandlungsmöglichkeiten der CED deutlich verbessert, sodass heute die Mehrzahl der Betroffenen ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen können", meinte der Rektor. Unbehandelt würden diese chronischen Erkrankungen jedoch zu hohen körperlichen und psychischen Belastungen führen können.

"30 bis 50 Prozent der Betroffenen verlieren wegen der Schmerzen ihren Job oder müssen den Arbeitsplatz wechseln", stellte Koch fest. Durch die Schädigung der Darmschleimhaut könne die Aufnahme von Nahrungsinhaltsstoffen vermindert werden, wodurch es speziell bei Kindern zu einem verlangsamtem Wachstum kommen kann. Die häufig über mehrere Jahre andauernde chronische Entzündung der Dickdarmschleimhaut erhöhe auch deutlich das Risiko für Dickdarmkrebs.

Die Ursachen der Erkrankungen seien nach wie vor unklar. "Der in der westlichen Welt vorherrschende bewegungsarme Lebensstil mit unausgewogener, fleischreicher Ernährung, Stress und Nikotin spielt neben genetischen Anlagen sicher eine wesentliche Rolle", meinte Tilg. Vor allem übertriebene Hygiene in der Frühkindheit könne zu CED führen, weil das Immunsystem den Umgang mit Bakterien nicht lernen würde, erläuterte Lochs. (APA, 6.11.2012)