Bild nicht mehr verfügbar.

Barack Obama wird von Bill Clinton bei einer der letzten Wahlveranstaltungen auf die Bühne gerufen. Vieles deutet auf einen Sieg Obamas hin.

Foto: REUTERS/Jason Reed
Grafik: DER STANDARD

Washington/Wien - Barack Obama war am Wochenende im Umfrageglück. Beinahe jede Studie, die Demoskopen zuletzt veröffentlichten, zeigte einen positiven Trend für den Präsidenten. Insbesondere in den Swing-Staaten konnte der Amtsinhaber zulegen.

Auf nationaler Ebene blieb es zwar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit rund 47 Prozent Zustimmung jeweils für Obama und auch seinen Herausforderer Mitt Romney. In entscheidenden Bundesstaaten konnte sich der Präsident aber wieder vom Republikaner absetzen. Im wahrscheinlich entscheidenden Bundesstaat Ohio etwa kam die jüngste Umfrage von Wall Street Journal und dem TV-Sender NBC auf einen Vorsprung von sechs Punkten für Obama. Umfragen von CNN, Reuters und We Ask America bestätigten den Trend.

Auch in Florida, wo zuletzt noch Romney im Vorteil schien, legte Obama zu und überholte den Republikaner in den jüngsten Studien sogar. Ein ähnliches Bild ergab sich in Virginia und Colorado.

In der Tat hat sich der Wahlkampf zuletzt auf einige wenige sogenannte Battlegrounds reduziert - und in diesen Bundesstaaten auf einzelne Countys. Der Wahlausgang in diesen Verwaltungsbezirken entscheidet nicht nur, ob der Bundesstaat den Demokraten oder Republikanern zufällt. Dort wird damit auch bestimmt, wer US-Präsident wird (siehe Grafik links).

  • Ohio Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die Präsidentschaftswahlen in den Vororten von Cleveland, Columbus und Cincinnati gewonnen werden. Franklin County (Columbus) wird seit längerer Zeit von den Demokraten dominiert, in Hamilton County (Cincinnati) haben sie 2008 seit Jahrzehnten das erste Mal gewonnen. Dort wird der meiste Handel im Staat abgewickelt, Procter&Gamble hat sein Hauptquartier dort und auch GE ein riesiges Flugzeugtriebwerke-Unternehmen. Der gesamte Bundesstaat verfügt über die nach der Schweiz zwanziggrößte Volkswirtschaft weltweit. Agrarbusiness, (Spezial-)Stahlwerke, Autozulieferer, Solar- und auch Rüstungsindustrie dominieren Ohio, das als ein Amerika im Kleinen gilt. Obama hat hier zuletzt gepunktet, weil er für die Rettung der US-Autogiganten eintrat. Romney dagegen versuchte mit einer harschen Anti-China-Position und Gedanken an einen Handelskrieg dagegenzuhalten.
  • Florida Der Bundesstaat war für die Demokraten immer schwieriges Terrain. Bis auf die mehrheitlich konservative kubanische Gemeinde beherrschen sie den Süden. Den Norden mit seinen relativ vielen Militäreinrichtungen dagegen kontrollieren die Republikaner. Entscheidend wird der Korridor in der Mitte Floridas an der Interstate 4 werden - Hillsborough County (der Standard berichtete zuletzt aus Tampa) und Volusia County (Daytona Beach).
  • Virginia Barack Obama war der erste Demokrat seit 1964, der den Bundesstaat gewonnen hat. Zentrale Gegenden sind der Speckgürtel um Washington (Prince William County) und das Henrico County mit der Hauptstadt Richmond. Will Romney ins Weiße Haus, muss er Virginia unbedingt gewinnen. Erschwert wird das, weil immer mehr Demokraten aus Washington ins Umland ziehen.
  • Colorado Auch hier gewann Obama 2008. Wesentlicher Battleground sind Umland und Vorstädte von Denver. Die zunehmende Zahl an Hispanics in den Rocky-Mountain-Staaten verschafft den Demokraten einen Vorteil. Ein spanischsprechender Sohn Romneys war entsprechend oft auf Wahlkampftour dort. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 5.11.2012)