Es war eine Frage der Zeit, bis nach dem einschlägig vorbestraften Glamrocker Gary Glitter der nächste Prominente in der Strafsache "Savile and others" auftauchte. Komiker Freddie Starr soll in mindestens einem Fall an den sexuellen Übergriffen auf Minderjährige in der BBC-Garderobe des mittlerweile verstorbenen Top of the Pops-Moderators Jimmy Savile beteiligt gewesen sein. Scotland Yard hat angekündigt, dass es weitere Festnahmen geben wird. Eine eigene Ermittlertruppe der Polizei, "Operation Yewtree", befasst sich mit dem schier unfassbaren Vorwurf, dass Savile in 40 Jahren Showbiz bei der BBC 300 Minderjährige missbraucht haben soll.

Die BBC muss dringend, im eigenen Interesse, klären, ob Savile Helfer hatte und wer ihn deckte. Und wie ausgerechnet im Hort journalistischer Integrität ein Beitrag unterdrückt wurde, der die Missbrauchsvorwürfe thematisierte.
Savile muss sich sehr sicher gefühlt haben. Davon zeugt die Perfidie, mit der er auf zahlreichen Charity-Events den Wohltätigen für Kinder gab und so immer zu seinen "Gelegenheiten" kam. Eine ganze Nation, bis hin zu Ex-Premierministerin Margaret Thatcher und der Queen, die ihn adelte, war von dem vermeintlich Exzentrischen entzückt.

Britanniens gute Gesellschaft muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie einem alles gewährte, weil er "berühmt" war. Great Britain und die BBC wären gut beraten, den Fall Savile als nationale Angelegenheit zu behandeln. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 3.11.2012)