Politik kann keine Großprojekte. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man nur grob die Meldungslage der vergangenen Wochen und Monate ansieht:

Das Wiener Stadthallenbad, eine zentrale Sportstätte mit architektonischem Wert, ist offensichtlich ganz schlecht saniert worden. Unter den Augen der zuständigen Stadt hat man eine genaue Überprüfung verabsäumt und steht nun vor einem anscheinend unheilbar lecken Großbecken. Man weiß nicht einmal, wie man die Sanierung richtig angehen soll; ein Abriss (des Innenraums) steht im Raum.

Wird das Stadthallenbad ein ähnliches Millionengrab und ein politischer Karrierekiller wie der "Prater-Vorplatz" für die inzwischen ausgeschiedene Stadträtin Grete Laska? Die pseudowienerische Banalität aus Gips und Styropor verschlang 40 Millionen Euro, ohne dem Wurstelprater irgendwie ein attraktiveres Gesicht zu geben.

Der Neue Hauptbahnhof in Wien, Teileröffnung im Dezember, soll zunächst einmal mehr als doppelt so viel kosten wie veranschlagt, wenn man dem Rechnungshof glaubt: statt 422 Millionen eine schlanke Milliarde. Die ÖBB wehrt sich allerdings gegen diese Interpretation. Doch man kann, vielleicht nicht ganz fair, von der Annahme ausgehen, dass öffentliche Großprojekte immer sehr viel mehr kosten als veranschlagt.

Kostenexplosion eingebaut

Wie z. B. der Skylink am Flughafen Schwechat, ein Gesamtkunstwerk der Stadt Wien mit des Landes Niederösterreich mit eingebauter Kostenexplosion. Der nun fertiggestellte Abfertigungsflügel ist übrigens für jeden halbwegs erfahrenen Flugpassagier ziemlich unfunktionell ausgelegt.

Kostenexplosionen bei solchen Projekten sind sozusagen ein Naturgesetz, weil a) die Politik die Kosten immer bewusst niedriger ansetzt, um die Bürger nicht aufzuwecken, und weil b) nahezu immer parteipolitische Günstlinge ins Management gesetzt werden, die - wie beim frühen Skylink besonders schön zu sehen - eine schöne Kombination von Inkompetenz darstellen. Über andere Aspekte zu spekulieren verbietet die Unschuldsvermutung.

Aber da Lernfähigkeit nicht zu den herausragenden Eigenschaften dieser Politikergeneration zu zählen scheint, können wir uns schon auf zwei fette Kosten-Nuklearbomben gefasst machen:

Zum einen den Koralmtunnel im Süden, den der Großbankrotteur Jörg Haider seinerzeit seinem Koalitionspartner und angeblichen "Bezwinger" Wolfgang Schüssel herausgerissen hat. Im Budget sind für dieses fragwürdige Projekt Abermilliarden bis in die graue Zukunft reserviert.

In Wien hingegen sollte man mit großer Aufmerksamkeit das weitere Schicksal des neuen Medienzentrums auf dem Gelände des ehemaligen St. Marxer Schlachthofs verfolgen. Die Gemeinde hat sich gedacht, dass dort ein Stadtentwicklungsgebiet mit hohem Wertsteigerungspotenzial entstehen wird - wenn der ORF hinzieht. Da dies trotz heftiger Bemühungen von Alexander Wrabetz nicht klappen könnte, müssen die Stadt (und einige Insider) mit einer Fehlspekulation rechnen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 3.11.2012)