Bild nicht mehr verfügbar.

Menschen stellen sich am Freitag mit ihren Benzinkanistern an einer Tankstelle in Brooklyn an.

Foto: REUTERS/BRENDAN MCDERMID

New York - Fast einen halben Kilometer lang war die Schlange aus Menschen, die mit ihren Kanistern an einer BP-Tankstelle auf Staten Island warteten. Als dann die Benzinpumpe ausfiel, kippte die Stimmung. Weil die Polizei die Prügeleien nicht unter Kontrolle bekommen konnte, wurde die Tankstelle geschlossen.

Beschädigte Raffinerien

Ein Großteil der Tankstellen in New York sperrte auch vier Tage nach Sturm Sandy erst gar nicht auf, weil zahlreiche Raffinerien in der Umgebung durch den Hurrikan beschädigt wurden, kam es zu Versorgungsengpässen. An einer anderen Tankstelle bedrohte ein Mann einen Kunden, der sich vorgedrängt hatte, mit einer Pistole. Auch an mehreren anderen Verkaufsstellen musste die Polizei für Ruhe sorgen.

Benzin ist derzeit in New York auch deswegen besonders gefragt, weil viele Menschen Strom nur über ihre benzingetriebenen Generatoren bekommen oder fürs Heizen auf den Brennstoff angewiesen sind. Am Freitag hatte es in der Stadt nur zwischen fünf und zehn Grad Celsius. Die Bewohner Manhattans sollten laut Stromunternehmen am Samstag wieder fast alle mit Strom versorgt sein, in anderen Bezirken könne es noch einige Tage dauern, hieß es.

50 Milliarden Dollar Schaden

Besonders schlimm getroffen von Sandy wurde der Bezirk Staten Island im Süden von New York. In der gesamten Stadt wurden bis Freitagnachmittag 38 Todesopfer gezählt, 14 davon starben in Staten Island. Der Bürgermeister des Stadtteils befürchtete, dass die Todeszahl noch steigen werde. Unter den Opfern sind auch ein Zweijähriger und sein vierjähriger Bruder, die ihrer Mutter vom Sturm aus den Armen gerissen wurden und ertranken. Zahlreiche Bürger kritisierten, dass der New York Marathon wie geplant am Sonntag stattfinden soll - jeder Polizist werde bei Aufräumarbeiten gebraucht, hieß es.

Der Schaden durch Sandy soll laut Schätzungen bis zu 50 Milliarden Dollar (knapp 40 Milliarden Euro) betragen. Die Experten von Moody's gingen am Freitag davon aus, dass der Sachschaden etwa 30 Milliarden Dollar beträgt. Der wirtschaftliche Schaden, etwa durch gestrichene Flüge oder verrottetes Essen, soll weitere 20 Milliarden Dollar betragen. (red, DER STANDARD, 3./4.11.2012)