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Die Absolventen von geisteswissenschaftlichen Studienrichtungen müssen sich besser verkaufen, sagt ein Personalberater.

Foto: APA/Hochmuth

Absolventen sogenannter Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und technische Studiengänge) haben nach wie vor hervorragende Berufsaussichten und können in der Regel rasch in die Arbeitswelt einsteigen. Von Absolventen der kultur- und geisteswissenschaftlichen Fächer (KGW) ist hingegen oft das Gegenteil zu hören: Viele Bewerbungen, wenige Rückmeldungen, und wenn, dann wartet nur ein befristeter Teilzeitjob oder ein Praktikum beim Berufseinstieg.

"Die Unterschiede der Karrierechancen nach Studienrichtungen sind beträchtlich", weiß Hubert Eichmann von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt. Nicht umsonst hören viele Maturanten den gutgemeinten Rat: Studiere doch etwas Technisches, dann hast du gute Jobaussichten und verdienst auch mehr. Das hält Studienanfänger aber nicht davon ab, ein KGW-Studium zu absolvieren. "Sie wissen vom Prekariat und machen es trotzdem", sagt Eichmann.

Eine 2011 veröffentlichte Studie zu Praktika bei Hochschulabsolventen zeigt, dass vor allem Absolventen von geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Studienrichtungen in ein Praktikum rutschen. Auch die Gehälter sind in den ersten fünf Jahren in vielen dieser Massenfächer deutlich bescheidener als in Mint-Fächern. In der fortlaufenden Karriere verringern sich zwar diese Einkommensunterschiede, bleiben aber fortschreitend bestehen, erläutert Eichmann.

Auch am Management-Markt sieht es für Geisteswissenschafter nicht gerade rosig aus: Nur für bestimmte Großunternehmen, die sich deutlich breiter aufstellen, seien Geisteswissenschafter interessant, erläutert Günther Tengel, Geschäftsführer der Personalberatungsfirma Amrop Jenewein. Das klassische österreichische Unternehmen im klein- oder mittelständischen Bereich tendiere nicht dazu, andere Ausbildungswege einzuschlagen. Warum sollten sie einen Geisteswissenschafter nehmen, bei dem der Mehrwert nicht sicher ist, wenn ein Wirtschafter verfügbar ist, suggeriert der Geschäftsführer.

"Größere Unternehmen erkennen schon, dass sie mit einer eindimensional aufgestellten Führungsebene nicht weit kommen", erklärt Tengel. Auch sein Ansinnen an die Unternehmen sei es, "sich den Arbeitsmarkt proaktiv anzusehen und sich breiter aufzustellen". Wenn sich die Demografie ändere, seien Unternehmen auch dazu gezwungen, ihr Development-System zu ändern.

Grundsätzlich sollte studiert werden, was interessiert, nicht ein Studium ausgewählt werden, um eine Zielfunktion am Markt zu erreichen, meint Günther Tengel. "Ich würde versuchen, mich im Studium und in den ersten drei Berufsjahren breiter aufzustellen, anstatt mich zu spezialisieren", rät der Personalberater.

"Bei Mint-Absolventen ist die Nachfrage größer als das Angebot", sagt Martin Mader von Career Center der Uni Salzburg. Gerade in Salzburg gebe es viele Unternehmen in der Region, die großen Bedarf an Mint-Absolventen haben, den die Uni nicht abdecken könne, etwa in der Informatikbranche.

Sich besser verkaufen

"Der große Vorteil von Mint-Absolventen am Arbeitsmarkt ist ihre Nähe zum Berufsfeld", erklärt Mader, "das kann ein Absolvent der Kultur- und Geisteswissenschaften nur wettmachen, indem er sich besser verkauft." Mader sieht es auch als Auftrag der Universität, den Absolventen von KGW-Studien das Rüstzeug zu geben, besser aufzutreten. Seit dem Frühling widmet sich die Uni Salzburg verstärkt dieser Herausforderung und bietet auch Workshops und Beratungen für Absolventen an. In den ersten Rückmeldung ist für Mader eines klargeworden: "Die KGW-Absolventen hängen zu sehr an ihrem Fach und glauben, sie verleugnen ihr Studium, wenn sie sich einem fachfremden Gebiet zuwenden." Obwohl es für Kultur- und Geisteswissenschafter keine klassischen Angebote am Arbeitsmarkt gibt.

Auch durch Fort- und Weiterbildungen hätten KGW-Absolventen bessere Karten im Berufseinstieg, "sofern sie leistbar sind", meint Mader. Schon während des Studiums gebe es genug Möglichkeiten, sein Profil zu schärfen, etwa durch Studienergänzungen im Wirtschaftsbereich. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 3./4.11.2012)