Die Kakao-Wanze ist ohne Frage lästig - andererseits verhindert sie schlimmeres Ungemach.

Foto: Universität Göttingen

Göttingen - Wie wichtig es in der Schädlingsbekämpfung sein kann, den Kontext zu beachten, berichtet die Universität Göttingen. Sie führt als Beispiel ein Insekt an, das auf Plantagen zwar Schaden anrichtet - durch seine Anwesenheit aber die eines anderen verhindert, das schlimmere Auswirkungen hätte. In Summe ist der Schädling also nützlich.

Agrarökologen der Universität Göttingen untersuchten auf Kakaoplantagen der indonesischen Insel Sulawesi sämtliche Schädlinge auf ihre relative Bedeutung und Wechselwirkungen untereinander. Zu den Schädlingen, die oft aufwändig mit Insektiziden bekämpft werden, gehört auch die auffällige, leuchtend-orange Kakao-Wanze (Helopeltis sulawesi). Sie saugt Pflanzensaft aus der Kakaofrucht, was bei starkem Befall zu einem vernarbten und harten äußeren Gewebe führt. Einen viel größeren Schaden verursacht dagegen die Kakao-Miniermotte (Conopomorpha cramerella). Sie ist klein, gut getarnt und nachtaktiv und besucht die Kakaofrüchte nur zur Eiablage, so dass sie schwer zu beobachten ist. Die kleinen Larven bohren sich durch die Schale nach innen ins Fruchtfleisch, von dem sie sich ernähren. Befallene Früchte haben deutlich weniger Bohnen und liefern schlechtere Kakaoqualität. 

Felduntersuchungen und Laborexperimente zeigten nun, dass die Miniermotte Früchte meidet, deren Oberfläche von der Kakao-Wanze vernarbt wurden. Auf Plantagen mit vielen Wanzen war der Schaden durch Miniermotten deutlich geringer - ein mittlerer Wanzenbefall führte hier letztendlich zu einem besseren Ernteertrag. Die Studienergebnisse, die den Kleinbauern der Region zu einer zielgerichteteren Schädlingsbekämpfung verhelfen könnten, sind in der Fachzeitschrift "Journal of Applied Ecology" erschienen. (red, derStandard.at, 2. 11. 2012)